Preisgekrönte Hetze

Wodurch zeichnet sich eigentlich Qualitätsjournalismus aus? Als gewöhnlicher, normaler Leser, würde man sicherlich behaupten, das es auf die Inhalte ankommt. Solche Fehleinschätzung können aber nur von einem sehr gewöhnlichen Leser stammen. Für den Journalisten mit hohem Qualitätsanspruch ist die Beantwortung dieser Frage jedoch ein Leichtes. Es kommt auf die Preise und Auszeichnungen an, die man von seinen Qualitätsjournalisten-Kollegen für seine Arbeit bekommt. Dass die Inhalte, die dabei verzapft wurden, nebensächlich bis belanglos sind, beweist nun ein weiteres Mal mehr ein Beispiel aus der Landwirtschaft. Vor rund einem Jahr begann die Wochenzeitung Die Zeit ihre Serie „Die Rache aus dem Stall“ (Zeit Hetze nicht hinnehmen). Inhaltlich war dieser Artikel geradezu hanebüchend mit offenen Übergängen zur Hetze. Auch die angeblich aufwändigste Recherche seit Bestehen der Bundesrepublik, die diesem Artikel zu Grunde gelegen haben sollte, konnte nur wenige Tage später durch die taz entzaubert werden (Zeit der Blamage). Zum ersten Mal kam es jetzt zu massiven Widerstand innerhalb der Landwirtschaft. Eine Demonstration vor dem Redaktionsgebäude, hunderte Leserbriefe, einer durch Spenden finanziertes Großanzeige (Wette verloren, ein Gewinn für die Landwirtschaft) sowie der nach Dutzenden Eingaben ausgesprochene Hinweis des deutschen Presserates aufgrund mangelnder journalistischer Sorgfaltspflicht schien die Macher der Zeit zumindest nach außen völlig kalt zu lassen. Doch trotz aller Kritikunfähigkeit der schreibenden Zunft, hätte man diesen Streit inzwischen beilegen können, wären die Autoren für ihren Artikel nicht in der vergangenen Woche mit dem Ernst-Schneider-Preis ausgezeichnet worden. Prinzipiell stellt dies keinen neuen Umstand dar, da bereits im vergangenen Jahr eine „Doku“ der ARD, die amtlich bestätigt auf gefälschten Videomaterial beruhte, von der Deutschen Akademie des Fernsehens prämiert wurde (Posse des Jahres). Ihr Macher Edgar Verheyen hingegen unterließ es nach der Preisverleihung nochmal neues Öl ins Feuer zu gießen. Anders als der Zeit-Autor Christian Fuchs, der kaum ausgezeichnet triumphierend auf Facebook kundtun musste, dass für ihn die deutsche „Agrarlobby“ schlimmer sei als sämtliche Nazis Scientologen und Geheimdienste der Welt (http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-ZEIT-Artikel-Toedliche-Keime-mit-Journalismus-Preis-ausgezeichnet-2598850.html).

Diese Verachtung einem Personenkreis gegenüber, der nichts anderes tat als sich falsch Behauptungen, Diffamierung und Hetze gegenüber zu wehren, beweist einmal mehr mit welcher Intuition bereits vor einem Jahr der besagte Artikel in der Zeit verfasst wurde. Immerhin mischt sich dieses Mal mit Gitta Connemann (stellvertretende Fraktionsvorsitzende CDU/CSU) auch die Politik in die Debatte ein. Während vor einem Jahr aus den Reihen der taz es auch journalistischen Gegenwind gab, scheint man heute über die verschiedensten Redaktionsstuben hinweg zusammen zu halten, anders lässt sich der Artikel von Jan Grossarth in der FAZ nicht erklären (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/landwirtschaft-die-rache-der-bauernlobby-13898308.html), indem er sein Unverständnis darüber äußert wie man sich überhaupt gegen diese qualitätsjournalistischen, persönlichen Diffamierung wehren könne.

Eines wird dieser Tage deutlich, von Seiten der Politik und der Presse hatte man offensichtlich mit keinem nennenswerten Widerstand der Landwirtschaft gegen die Agrarwende- und Ökologisierungspläne gerechnet. Erst recht hatte man keine individualisierte Graswurzelbewegung auf dem Plan, die in diversen sozialen Foren engagiert und sachlich gegen die Falschbehauptungen an diskutiert, die Demonstrationen und Aufklärungskampagnen organisieren und die sich vor allem, nicht mundtot machen lassen. Denn anders als allzu oft suggeriert wird, steht hinter ihnen keine verschworene Lobby, die ihre Aktion zentral organisiert. Es sind maßgeblich Bauern die mit den alltäglichen Auswirkungen der politischen und medialen Kampagnen zu kämpfen haben und daher glaubwürdiger als alle anderen ihre Anliegen transportieren können. Diese ungeahnte Gegenwehr ist es, die diese allergischen Reaktionen der Journalisten hervorruft und den Ton rauer werden lässt!

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