Bio ist modern, Bio ist Hip, Bio ist die einzige Möglichkeit einer glücklichen Zukunft für die Menschheit! Damit sind Bioprodukte inzwischen weitaus mehr geworden als eine gesunde und umweltgerechte Alternative für bewusst lebende Menschen, es ist Ausdruck eines Lebensgefühls, einer Lebenseinstellung geworden. Wer Bio kauft, gehört in der Regel zu einer Schicht mit gehobener Bildung und entsprechend guten bis sehr guten Einkommen. Es sind vor allem die jungen und “modernen“ Familien im schicken Neubau nach Passivhausstandard, mit Solaranlage auf dem Dach, in ländlicher Stadtrandlage und dem blankgeputzten SUV vor der Garage. Mit dem Griff zu den Bioprodukten bringen sie ihre bewusste und genussbetonte Lebensweise zum Ausdruck und betonen dabei gerne dies auch für die gesunde Ernährung ihrer Kinder zu tun (Quelle). Alles ohne Frage löbliche Vorsätze, doch was ist wirklich dran an dem guten Image der Bioprodukte? Gerade im Angesicht der aufgeheizten Debatte um die landwirtschaftliche Nutztierhaltung, wird die ökologisch, artgerechte Agrarwende verlangt. Schauen wir uns die Daten und Fakten dieser so angepriesenen Bio-Tierhaltung doch mal genauer an:
Damit es den Tieren in der biologischen Haltung besser als in der konventionellen Haltung gehen soll, wird ihnen mehr Platz und in vielen Fällen ein Auslauf zugestanden. Grundsätzlich sollen auch nur biologisch erzeugte Futtermittel eingesetzt werden, was aber gerade beim Eiweißfutter oft nur schwer zu realisieren ist, so daß es hierbei zahlreiche Ausnahmen gibt. Für die Anwendung von Medikamenten, insbesondere Antibiotika gelten deutlich strenge Auflagen als in konventionellen Betrieben (Quelle). Der freie Auslauf, die Möglichkeit auf einer Wiese scharren oder wühlen zu können, ist für die meisten Menschen das Sinnbild eines glücklichen und gesunden Tierlebens überhaupt. Nur sehen das die Tiere genauso? Die Präferenzen für den Auslauf ist bei den verschieden Tierarten unterschiedlich ausgeprägt: Schweine haben eine ausgeprägte Neugier und nutzen gern solche Möglichkeiten, bei Hühner sieht es schon wieder anders aus. Hühnervögel sind von Natur aus Beutetiere, die viele Feinde haben, insbesondere Greifvögel. Das weiß auch das Huhn und entfernt sich daher nur ungern mehr als fünfzehn Meter von Bäumen, Büschen oder eben Gebäuden, unter denen es einen gewissen Schutz vor Angreifern aus der Luft findet. So sind riesige kahle Freiflächen als Auslauf mancher Biohaltungen als reines Alibi zu betrachten. Kaum eines der Hühner wagt sich weiter vom Stall weg, als es sein natürlicher Fluchtinstinkt für vertretbar hält, so daß ein schmaler Streifen entlang der Ställe absolut kahl gegrast ist, während der Rest der Fläche verwildert. Wenn sie diesen Auslauf annehmen sollen, müssen sie auch entsprechend mit Bäumen und Unterständen gestaltet werden (Quelle). Niemand konnte mir das besser beweisen als unsere eigenen vier Hühner. Obwohl ihnen fast zwei Hektar optimal gestalteter Hoffläche zur Verfügung standen, ließen sie keine Chance aus, ins Haus zu kommen, blieb ihnen das verwehrt, zogen sie stattdessen in den Schafstall oder die Scheunendiele. Wenn nun die Rechnung, mehr Platz und Auslauf gleich mehr Tierwohl, nicht so einfach ist, wie viel Platz und wie viel Auslauf machen denn nun welche Tiere wie “glücklich“? Vielleicht könnten Dr. Dolittle oder der Pferdeflüsterer sie ja mal fragen, wirklich objektiv ließe es sich ansonsten kaum messen.
Aber dafür leben die Tiere doch gesünder! Frische Luft und Sonnenschein tut ja bekanntlich jedem gut. Nur sollte man auch wissen, daß man sich draußen auch schnell verkühlen kann. Tieren geht es da nicht anders, vielmehr noch, sie wühlen im Dreck und können sich auch bei Wind, Schnee und Regen keinen Mantel überwerfen. Krankheiten und Parasiten haben so leichtes Spiel. Tiergesundheit ist eines der größten Probleme in Biohaltungen. Trotzdessen der Krankheitsdruck in dieser Haltungsform so hoch ist, wird aber eine medikamentöse Behandlung der kranken Tiere deutlich erschwert, was zu einer weiteren Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Tiere beiträgt. Prof. Sandra Edwards von der Universität Newcastle konnte daher durch die Auswertung schwedischer Daten deutliche Unterschiede zwischen konventioneller und biologischer Schweinehaltung aufzeigen: Bis zu viermal mehr Leberschäden, dreimal mehr Gelenkentzündungen und fünfzig Prozent mehr Schwanzbeißen bei Bioschweinen (Quelle). Neben dem erhöhten Krankheitsdruck kommen diversen Pilzgifte (Mykotoxine) im ökologisch produzierten Futtergetreide hinzu. Mykotoxine gelten als die größten Gefahrenquellen in der Ernährung überhaupt, sie können extrem starke Gifte sein, hormonelle Wirkung haben und sind meistens krebserregend. Obwohl diese Gefahren seit langem bekannt sind, spielen Mykotoxine in unseren Breiten bei der Diskussion um die Lebensmittelsicherheit fast kein Rolle. Ergomatine aus dem Mutterkornpilz (Claviceps purpurea) sorgten noch bis vor zweihundert Jahren bei abertausenden von Menschen für Wahnvorstellungen und dem Verfaulen verschiedener Extremitäten (Quelle). Während die Menschen in Mitteleuropa diese schlimme Vergiftungskrankheit hinter sich gelassen haben, taucht sie heute fast selbstverständlich in der ökologischen Schweinehaltung wieder auf (Quelle). Doch von der Tiergesundheit mal abgesehen, ob die junge Bio-Familie ihren kleinen Kindern mit Bio-Geflügel einen Gefallen für ihre Gesundheit tut, lässt sich ebenso hinterfragen, wenn man eine Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung liest. Hierbei wurden bei 60 % des Bio-Hähnchenfleisch der Durchfallerreger Campylobacter gefunden, welcher besonders bei Kindern, Kranken und Schwachen zu gefährlichen Erkrankungen führen können (Quelle).
Würden Sie das essen? Das war der wohl häufigst gesagte Satz eines mir bekannten Tiermedizin-Studenten während seines Praktikums als Fleischbeschauer auf einem Bioschlachthof. Ein Großteil der Innereien und ein nicht unerheblicher Anteil der Schweine-Schlachtkörper aus der Bio-Haltung sind, auf Grund ihrer Krankheiten und ihres Parasitenbefalls, für den menschlichen Verzehr ungeeignet. Eben um zu verhindern, daß solches Fleisch in den Verzehr kommt, muss jedes geschlachtete Tier in Deutschland von einem zugelassenen Fleischbeschauer oder Tierarzt freigegeben werden, was auf dem Bioschlachthof aber oftmals nicht zu verantworten ist. Bei dem hohen Preis, welcher sich mit Biofleisch erzielen lässt, bedeutet eine verweigerte Freigabe aber ein nicht unerheblicher finanzieller Verlust. Der Schichtleiter intervenierte daher jedes mal, daß dies doch nicht so schlimm sei. Glücklicherweise war dieser aber auch einsichtig genug, nach der oben stehenden Frage des Praktikanten an ihn, seinen Einspruch wieder zurück zu nehmen. Jeder darf sich selber ausmalen, wie viele solch einsichtiger und nachgibieger Schichtleiter es geben mag. Das einzig persönlich positive was mein Bekannter aus diesem Praktikum mitnehmen konnte, waren die vielen Parasiten und Krankheiten, die er bis dato nur aus Büchern kannte, einmal in natura gesehen zu haben. Jeder der einen Tierarzt kennt, der regelmäßig Fleischbeschauungen macht, sollte ihn mal nach seinen Erfahrungen fragen. Die meisten dieser Veterinäre können einen Bioschlachtkörper sofort von einem konventionellen unterscheiden: Kranke Lebern, veränderte Organe, allgemeiner Ernährungszustand, sind dabei die untrüglichen Indikatoren.
Kann es kranken Tieren wirklich besser gehen als ihren gesunden Artgenossen? Kann ihr Fleisch wirklich gesünder sein? Einige Tierhaltungsexperten bezeichnen die ökologische Tierhaltung inzwischen offen als systematische Tierquälerei. Unsere konventionellen Haltungssysteme garantieren, allen Kritiken zum Trotz, das wohl höchste Tierwohl, was es seit der Domestizierung je gab. Nicht umsonst können unsere Nutztiere dadurch heute höchste Leistungen erbringen. Das vieles nochlange nicht optimal ist und weiter verbessert werden muss, liegt dabei in der Natur der Sache. Auch wenn der Eindruck entstehen mag, ich will die ökologische Tierhaltung hier nicht per se verdammen, vielmehr kommt es auf den einzelnen Betrieb und seinen Leiter an. Da sich hier aber viel Geld zu verdienen lässt und noch mehr Fördergelder abzugreifen sind, sieht die Realität aber alles andere als rosig aus, was die oben genannten Kennzahlen leider auch all zu signifikant belegen. Gerade diejenigen, die Biolebensmittel konsumieren sprechen so gern von der Verbraucherverantwortung beim Einkauf, sie selber sollten sich aber bewusst werden, daß für ihren Lifestyle viele Tiere leiden müssen. Das sie weder der Natur, noch den Tieren und schon gar nicht der Gesundheit ihrer Familienangehörigen damit irgendeinen Gefallen tun! Vegetarier sind deutlich ehrlicher, wenn sie ihre Lebensweise damit begründen,Tieren Leid ersparen zu wollen. Wer ohne viele Gedanken konventionell einkauft, der braucht sich für nichts zu rechtfertigen! Die missionarische Selbstgefälligkeit der modernen, hippen Bio-Käufer, die ihm dies gern vermiesen wollen, kann er dann getrost an sich abperlen lassen!