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Die Saatgutmafia und andere Phrasen

https://www.youtube.com/watch?v=aP6wuwC_KfI

Udo Pollmer fasst viele Mythen und die dazugehörigen Fakten zum Thema Saatgut in diesem Beitrag des Deutschlandfunks sehr gut zusammen. Kein Landwirt zahlt gerne Nachbaugebühren, nur was von außerlandwirtschaftlichen Akteuren zu diesem Thema verbreitet wird, lässt einem regelrecht die Haare zu Berge stehen. In meinem eigenen Betrieb kaufe ich jährlich neues Saatgut und das aus freien Stücken. Qualitativ hochwertiges Saatgut ist die wichtigste Grundlage für eine gute Ernte, ließe ich mein eigenes Saatgut soweit aufarbeiten, daß es dem gekauften zertifizierten Saatgut nahe kommt, würde mich das fast soviel kosten, wie der jährliche “Saatgutwechsel”, also der Neueinkauf der Saat.

 

Widersprüche in sich selber und ohne Ende…

http://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/gruene-ruehren-gutes-essen-in-mv-an-2213799103.html

Am Wochenende fand in Parchim der Landesparteitag der Grünen Mecklenburg-Vorpommern statt. Wie der Nordkurier berichtet, war auch hier Landwirtschaft und Ernährung das Topthema. Liest man sich den Bericht mit den Positionen und Äußerungen des Wochenendes durch, so wird das Bild der Grünen Agrarwende immer abstruser. Ergebniss der Agrarwende soll eine umweltverträgliche, artgerechte und nachhaltige Landwirtschaft sein, die natürlich nur auf ökologischer Basis funktionieren könne. Sie sei, laut der Grünen, die einzige Quelle für „gutes Essen“, was immer das auch heißen soll. Quasi um ein Beispiel zu liefern, posiert Landesvorsitzende Claudia Müller für die Presse mit einem hochglanzpolierten Apfel, der sofern er denn tatsächlich ökologisch angebaut wurde, nur mithilfe giftiger Kupferpräparate so schön strahlen kann. Authentischer wäre es gewesen, würde sie  in einen unförmigen und  Schorf überzogenen Apfel beissen. Nur wie ließe sich dann “gutes Essen” erklären?

Eines der Probleme der Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns sahen die Grünen in der ihrer Meinung nach zu geringen Wertschöpfung des Bundeslandes und führten dabei Niedersachsen als Gegenbeispiel an. In ihrer Welt ist die geringe Obst- und Gemüseanbaufläche die Ursache dafür. Dass diese in den nächsten Jahren spürbar zurückgehen wird, nicht zuletzt des Mindestlohns wegen, den vor allem auch die Grünen immer gefordert und propagiert haben, wird dabei natürlich verschwiegen. Die unterschiedliche Wertschöpfung der beiden Bundesländer, ließe sich vielleicht auch anhand des Veredelungssektors erklären, nur da dieser zu dem Feindbild Nummer eins der Grünen gehört, wurde dieser Aspekt komplett ausgeblendet.

Jedem sollte nach diesem Parteitag klar werden, daß die grüne Agrarwende weder einen Plan noch ein Ziel hat. Es ist ein pseudoelitäres Selbstverwirklichungsspektakel einer Partei der die Themen ausgegangen sind und die in dem immer uniformer werdenden Parteienspektrum der Bundesrepublik mittelfristig um ihre Existenz bangen muss. Über andere Parteien sagen die Grünen gerne, dass sie populistisch sein und mit der Angst der Menschen spielen würden. Würden dazu auch noch Minderheiten diskriminiert, so würde man dem Boden unserer demokratischen Grundordnung verlassen. Hierbei könnte sich Bündnis 90 die Grünen getrost an die eigene Nase fassen, denn die Schlagworte industrielle Massentierhaltung, Nitratsbelastungen, Überdüngung, Antibiotika Resistenzen usw. sind Angst Begriffe, die sich in den seltensten Fällen mit irgendwelchen Fakten belegen lassen. Stattdessen müssen wir uns als Landwirte, wenn wir versuchen diese Gespenster in einer sachlichen Diskussion zu entzaubern ständig als profitgierige Tierquäler und Brunnenvergifteter stigmatisieren lassen!

Rezension: Die Zukunft pflanzen

Am ersten Juli lief auf Arte die Dokumentation “Die Zukunft pflanzen” von Marie-Monique Robin, welche diesen Film auf Grund der Diskussionen um ihr letztes Werk “Unser täglich Gift” machte.  Was dabei rauskam ist jedoch nicht wirklich erhellend. Zusammengefasst werden die Gründe für schlechte Ernten und Hunger korrekt erfasst: mangelnde Bildung und die nicht nur daraus resultierende Misswirtschaft. Trotzdessen die richtigen Ursachen erfasst wurden, war die Herangehensweise an diese Probleme nur halbherzig, weil der Film nur einen Zweck verfolgte: Darzustellen daß jemand die keine Ahnung hat was er tut mit Dünger und Pflanzenschutz weniger erntet, als es jemand zu tun vermag, der die biologischen Zusammenhänge verstanden hat und diese bestmöglich auszunutzen versteht.

Vielmehr wurde die Schlußfolgerung gezogen, Dünger und Pflanzenschutz würden die Fortentwicklung der Landwirtschaft eher behindern als fördern und Landwirte die diese Methoden zu nutzen wissen, seien in wirklich kein nur zu dumm und würden daher allein auf die Parolen der Agrochemieindustrie hören. Mit etwas weniger ideologischen Scheuklappen hätte Robin einen hervorragenden Film über Bildung und Bekämpfung von Misswirtschaft als Weichensteller einer zukunftsfähigen Landwirtschaft machen können. Sie hätte riesige Flächen in Australien zeigen können,  auf denen schon vor RoundUp-ready mehr als ein halbes Dutzend Herbizidresistenzen vorkommen und zudem stark degeneriert sind. Sie hätte die zentraleuropäische, insbesondere die deutsche Landwirtschaft zeigen können, die dank Dünger und Pflanzenschutz binnen 150 Jahren aus solch degradierten Böden wieder hochfruchtbare Äcker gemacht hat. Sie hätte neben den Projekten in Afrika solche in Pakistan und Indien zeigen können, wo durch massive Bildungskampagnen der Vereinten Nationen, bzw. der indischen Regierung den Landwirten die Grundlagen der Anwendung von Dünger, Pflanzenschutz und Gentechnik beigebracht wurde und die es damit aus der großflächigen Armut geschafft haben.

Nur wurde genau das nicht gezeigt, sondern leider ein Film geschaffen, der zwar das richtige zeigt aber falsche will. Wie Prof. Foley bereits in der National Geographic (Wie werden alle satt?) schrieb, werde wir alle Methoden brauchen, die in der Lage sind Erträge zu stabilisieren und zu steigern, wenn wir bald mehr als neun Milliarden Erdenbürger menschenwürdig ernähren wollen.

Tierobergrenzen?

http://www.focus.de/regional/mecklenburg-vorpommern/agrar-backhaus-fordert-vom-bund-obergrenzen-fuer-tierhaltungen_id_3744876.html

Sehr aufschlussreich ist dieser kurze Beitrag aus dem Focus, nicht gerade. Er berichtet darüber das Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus Tierobergrenzen und eine Definition des Begriffes “Massentierhaltung” von der Bundesregierung fordert. Auch wenn es bei der Definition von Obergrenzen vorrangig wohl um wirklich industrielle Komplexe in der Tierhaltung gehen soll, ist dies dennoch nicht ohne Gefahr. Denn sind solche Grenzen ersteinmal da, wird man sie in Zukunft auch nach politischen Willen senken können. Bleibt auch hierbei die Frage, ob es nur einen einzigen anderen Wirtschaftszweig in Deutschland gibt, bei dem die maximale Größe einer Anlage gesetzlich vorgeschrieben ist? Persönlich halte ich solche Grenzen für unbegründet vor allem auch wenig sinnvoll, von zukünftigen Gefahren einmal ganz abgesehen.

Debatte über den Gigantismus

http://www.svz.de/nachrichten/newsticker-nord/bauernverband-will-debatte-ueber-gigantismus-in-der-landwirtschaft-id6012951.html

Ein interessanter Artikel fand sich gestern in der Schweriner Volkszeitung. Mecklenburgs Bauernpräsident Rainer Tietböhl möchte auf dem anstehenden Landesbauerntag den Gigantismus in der Landwirtschaft zum Thema machen. Eine Debatte, die sich auch für die anderen der neuen Bundesländer anbieten würde, in denen tatsächlich industrielle Landwirtschaft auf den Nachfolgebetrieben der sozialistischen LPGen vorherrscht. Interessant ist, daß diese Debatte nun ausgerechnet aus den Reihen des Bauerverbandes kommt, der in der Vergangenheit diese Betriebe gegenüber bäuerlichen Landwirtschaften in Mittel- und Ostdeutschland eher hofiert als kritisiert hat. Es bleibt spannend, wohin die Diskussion am kommenden Donnerstag (20.03.2014) wohl führen wird.