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An allem sind die Bauern schuld

Eine Provinzposse vielleicht, aber sie steht für mich symbolisch für dir Stimmung unserer Zeit.

Am Montag berichtete unsere Lokalzeitung über einen örtlichen Umweltskandal. Landwirte würden ihre Güllefässer im Luciekanal ausspülen ohne Rücksicht auf die Umwelt. Zeugen hätten das mehrfach beobachtet, im Kanal schwämmen in brauner Pampe tote Vögel, Beweise wurden gesichert. 

Ich selbst konnte mir kaum vorstellen, wer sowas machen würde, obwohl doch plausibel dargelegt wurde, daß es genauso passiert sei. Doch schon am Abend zeigte sich ein anderes Bild. Bei der Stadtratssitzung kritisierte der zuständige Ortsvertrauensmann, überhaupt nicht in die Angelegenheit eingebunden worden zu sein. Ein Ortstermin zeigte, daß an besagter Stelle ein Deich vorm Kanal liege, so daß man 20-30 m Schläuche verlegen müsse um dort überhaupt etwas auszuspülen. An dem direkt davor liegenden Wehr entsteht durch die starke Strömung permanent Schaum, der auf Grund des stark eisenhaltigen Wassers nunmal braun gefärbt ist. So forderte der Ortsvertrauensmann die anwesende Zeitung auf, ihren Bericht mit dem falschen Generalverdacht gegen die Landwirtschaft (im ganzen Umkreis gibt es zudem nicht einen Viehbetrieb mehr) umgehend richtigzustellen.

Heute nun kam diese Richtigstellung. Denn auch die Beweisaufnahme durch die Wasserbehörde zeigte, daß an allen Vorwürfen nichts dran war. Selbst für die toten Vögel hatte sich eine simple Erklärung gefunden, war doch ein über den Kanal hängendes Nest von Räubern ausgeräumt worden.

Der fade Beigeschmack bleibt. So wie viel zu häufig beobachten Leute etwas, was sie nicht verstehen und einordnen können. Sehen etwas Verbotenes oder zumindest Verwerfliches dahinter und die bösen Bauern als deren Verursacher.

Nicht nur schwarz-weiß

https://m.faz.net/aktuell/rhein-main/oeko-anbau-bio-bauer-spricht-ueber-schwierige-bedingungen-16307280-p2.html

Bio ist gut, zukunftsweisend, unfehlbar, emotional. Konventionell hingegen ist kalt, profitgierig schädlich. So zumindest kommt einen das etablierte Narrativ unserer Medien vor, wenn sie über unsere Landwirtschaft berichten. Für die FAZ gilt das bei diesem Artikel nicht. Sie löste sich aus diesem Tunnelblick und zeigt einen Biobetrieb mit seinen ganz alltäglichen Sorgen. Bemerkenswert ist, daß hier zur Sprache kommt, daß das vieles nur mit billigen und vor allem willigen Arbeitskräften aus Südosteuropa möglich ist. Während sich die Bioklientel gerne über die angebliche Ausbeutung an bösen konventionellen Schlachthöfen echauffiert, spielt dies in der Produktion ihres bessere-Welt-Gemüses keine Rolle. Vielmehr noch, wird es als das besondere Qualitätsmerkmal gesehen. Vermutlich würden solche Schwärmer nicht einen halben Tag der üblichen Plaggerei durchhalten. Wer einmal gesehen hat, wie Dutzende Arbeiter wochenlang bäuchlings auf dem Gurkenflieger liegen um mit ihren Finger Unkraut aus Gemüsekulturen zu zupfen, muss sich wirklich die Frage stellen, ob solche Arbeiten einer entwickelten Industrienation würdig sind. Wir diskutieren über irrwitzigste Arbeitsschutzvorschriften, schauen aber weg, wenn vor unserer Haustür Knochenarbeit und körperlichen Verschleiß für ein Lifestyleprodukt abverlangt wird!

Mit den oft undurchsichtigen Subunternehmerstrukturen der Schlachtereien wird sicher vieles nicht korrekt ablaufen, die Beschäftigungsbedingungen scheinen aber immer noch weitaus besser als in den Heimatländern der Arbeiter zu sein. Wäre dies nicht dee Fall, ihre Posten an den Fließbändern hier wären schon längst verwaist. Daß sich hingegen in der (Bio)Landwirtschaft immer weniger Menschen für die Knüppelarbeit finden und man schon begierig außerhalb der EU nach willigen Arbeitern Ausschau hält, sollte einem da umso mehr zu denken geben.

Stillschweigend unter unseren Füßen

https://m.focus.de/politik/deutschland/kanalisation-chaos-im-untergrund_aid_150517.html

24 Jahre ist dieser Artikel nun schon alt. Geändert hat sich seitdem recht wenig, außer daß der Wassersparwahnsinn ab Anfang der 2000er zu stehender Brühe in den Röhren und damit zu weiterem Gammel der Kanalisation geführt hat.

Damals ging man bereits von bis zu 500 Mio m3 Abwasser aus, das einfach so ins Grundwasser gelangt!!

Im Vergleich dazu: das Gülleaufkommen der deutschen Landwirtschaft beträgt ca 300 Mio m3 und die wird genauestens kalkuliert und dosiert in den Wurzelraum wachsender Pflanzen ausgebracht, wo die enthaltene Nährstoffe nahezu vollständig aufgebraucht werden!

Während der Landwirtschaft weitere, völlig sinnlose und schädliche Fesseln auferlegt werden sollen, gilt inzwischen ein Drittel Abwasserverlust in der Kanalisation offiziell als normal. Abwasser, das im Gegensatz zur Gülle, neben vielen Nährstoffen vor allem Unmengen an Wohlstandsmüll, Giften und Schadstoffen enthält!

Nichts mehr zu retten

http://www.novo-argumente.com/magazin.php/novo_notizen/artikel/0002691?utm_content=buffer96ac9&utm_medium=social&utm_source=facebook.com&utm_campaign=buffer

gibt es anscheinend für das Umweltbundesamt (UBA), wie Christoph Eichler auf Novo Argumente feststellt. Deutschlands Flüssen -und anders als Herr Eichler attestiert auch dem Grundwasser- geht es besser als in der ganzen jüngsten Vergangenheit. Schlecht ist das aber für hochbezahlte Weltretter in Behörden und Lobbyverbänden, denn so könnte ihre Aufgabe zukünftig wohlmöglich obsolent erscheinen. Doch wo ein Posten, verzeihung Wille, ist, ist auch ein Weg. So wurden vom UBA die Nitratklassen für die Einstufung einfach kurzerhand nach unten korrigiert. Nach knapp 40 Jahren harter Arbeit, um unsere umgekippten Flüsse und Ströme wieder herzustellen, erscheinen sie dank des Taschenspielertricks schmutziger denn je. Und noch was hat der neue Grenzwert: er ist nachhaltig! Nachhaltigkeit liegt dem UBA bekanntlich am Herzen und mit 11,1 mg Nitrat / l Wasser (einem Wert unterhalb der meisten naturbelassenen Gewässer!!) gibt es auch zukünftig und bis in alle Ewigkeit was zum Retten!