Die Landwirtschaft in ihrer heutigen, modernen Form steht zunehmend in der Kritik der Öffentlichkeit. Sei es die Tierhaltung, Biogas, Pflanzenschutzmittel oder die Verwendung von Kunst- und Wirtschaftsdünger, so ziemlich alles wird hinterfragt. Die Argumente die dagegen ins Feld geführt werden sind in der Regel dürftig. Alternativvorschläge, wie man es nach Ansicht der Kritiker besser machen könnte sind oftmals bar jeder Vernunft oder nicht selten vollkommen abstrus. Nichtsdestotrotz ist die Bauernschelte in Mode gekommen. Politische Akteure, Journalisten und Organisationen verschiedenster Art haben darin ihr neues Betätigungsfeld gefunden und erhalten mehr und mehr gesellschaftliche Rückendeckung für ihre Thesen. Alljährlich stattfindende Demonstrationen unter dem Motto „Wir haben es satt“ mit 20-30.000 Teilnehmern (Quelle) und die obligatorischen Bürgerinitiativen bei fast jedem Stallneubau in Deutschland belegen dies allzu gut. Daß hier nicht nur geredet und gemeckert wird, sollte jedem klar sein der die agrarpolitischen Weichenstellungen der Europäischen Union in den letzten Monaten verfolgt hat. Ein weiterer Vertreter, der eine „Agrarwende“ nicht nur fordert, sondern in Ihrem Sinne auch handelt, ist seit rund einem Jahr der grüne niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer. Was er genau unter dieser Agrarwende versteht, hat auch er bis heute nicht wirklich anschaulich definiert. Mit dem steigenden Einfluss den diese Gruppen gewinnen, ist es umso nötiger sich damit auseinander zusetzen, welches Idealbild Sie von der Landwirtschaft haben.
Der bäuerliche Familienbetrieb gilt allen als schützenswert. Über die Sinnhaftigkeit dieser Forderung mögen sich einige gern streiten, für mich persönlich ist es durchaus ein sehr löbliches Ziel, denn vom kulturellen und gesellschaftlichen Wert ganz abgesehen, gehört diese Betriebsform zu den produktivsten in der landwirtschaftlichen Erzeugung. Doch wie soll nun dieser Schutz aussehen? Christian Meyer verfolgt hierfür ein ganz einfaches Konzept: stärkere finanzielle Unterstützung kleinerer Betriebe und zunehmende Auflagen und Einschränkungen für größere Betriebe. Die Frage bleibt dabei, wo die Grenze zwischen einer bäuerlichen Landwirtschaft und der industriellen Landwirtschaft liegt. Hier wird nach dem Motto gehandelt dass es eine maximale und definierbare Größe eines bäuerlichen Familienbetriebes gibt, die de facto nicht existiert. Somit werden diese Instrumente letztlich nur das Gegenteil dessen bewirken, wofür sie geschaffen wurden. Leistungsfähigen Familienbetrieben wird beispielsweise durch den Filtererlass (Quelle) ihre Zukunftssicherung in der Viehhaltung verwehrt, denn die immer höheren Auflagen lassen sich letztlich nur in immer größeren Produktionseinheiten sinnvoll kompensieren. Ähnlich sieht es mit allen möglichen Formen der Subventionierung aus. Diese kommt vor allem solchen Betrieben zugute, die nicht in der Lage sind aus eigener Kraft wirtschaftlich zu arbeiten. Anders als es Politiker und Journalisten gerne darstellen möchten, sind dies vorrangig Größtbetriebe der industriellen Landwirtschaft. Gerade wegen dieser Diskrepanz kommen daher immer häufiger, zumindest indirekt, Größenbeschränkungen bei der Tierhaltung zur Debatte und sicher wird es auch nicht mehr lange dauern bis diese Diskussion auch über die Flächengröße geführt wird. Während viele dieser Vertreter gerade für einen Mindestlohn jenseits der 8,50 € für Arbeitnehmer eintreten, fordern Sie somit gleichzeitig indirekt eine Einkommensobergrenze für selbstständige Landwirte!
Es ist etwas über zehn Jahre her, daß eine grüne Bundeslandwirtschaftsministerin, bzw. Verbraucherschutzministerin, Renate Künast die ökologische Landwirtschaft als das Zukunftsmodell für bäuerliche Betriebe erklärte. Nicht nur dass die breite Masse dieser Betriebe sich gegen dieses Geschäftsmodell entschied, für viele die es doch wagten, wurde es vielmehr ein wirtschaftliches Fiasko (Quelle) (Quelle) (Quelle). Gerade kleinere Betriebe können es sich am wenigsten leisten möglichst wenig zu ernten und allein auf die staatlichen Subventionen, die in der Öko Landwirtschaft reichlich fließen, zu hoffen. Vielmehr ist dies das Metier der industriell organisierten Nachfolgebetriebe der ehemaligen LPG der DDR, was sich sehr leicht am Anteil der Bio Landwirtschaft an der landwirtschaftlichen Nutzfläche der einzelnen Bundesländern erkennen lässt (Quelle).
Gemäß dem Motto „Und bist du nicht willig, so brauche ich Gewalt“, wird auf den verschiedenen Instanzen der Agrarpolitik nun versucht der konventionellen Landwirtschaft ihre Betriebsmittel Stück für Stück zu entziehen. Während Land auf Land ab noch über das so genannte Greening (Quelle), welches die EU ab 2015 verbindlich vorschreibt, gestritten wird und welches sich wohl für die meisten Betriebe als völlig belanglos erweisen wird, werden deutlich schwerwiegendere Entscheidungen der Europäischen Union überhaupt nicht beachtet. So wird es in den kommenden Jahren massive Einschnitte beim chemischen Pflanzenschutz geben, denn Grundlage für die Zulassung eines Mittels wird zukünftig sein, ob der konzentrierte Wirkstoff giftig oder in irgendeiner anderen Weise für den Menschen gefährlich ist. Bereits vor rund 500 Jahren definierte Paracelsus, dass erst die Dosis das Gift ausmache. Ebenso verhält es sich bei den Pflanzenschutzmitteln. Nach der abstrusen Logik der EU müsste sie über kurz oder lang genauso gut Kochsalz, Essig und alkoholische Getränke verbieten! Insbesondere bei den Fungiziden, also Mitteln zur Schadpilzbekämpfung, ist es beschlossene Sache, daß neun von zehn Wirkstoffen in den nächsten Jahren vom Markt genommen werden müssen (Quelle)! Weitere Einschränkungen sind auch bei der Anwendung von Düngemitteln geplant. Noch schlimmer ist es um die medizinischen Versorgung unserer Nutztiere in Zukunft bestellt, denn die Bundesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt den angeblich übermäßigen Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung zu minimieren, daher wird zukünftig nicht mehr auf klar definierte Grenzwerte gesetzt, sondern der Durchschnitt der Behandlungshäufigkeit aller Betriebe gebildet (Quelle). Alle die über diesem Mittelwert liegen, was von Natur aus 50 % der Betriebe sind, werden zukünftig aufgefordert die Einsatzintensität von Antibiotika zu reduzieren. Gelingt dies nicht, können Konsequenzen bis hin zum völligen Verbot der Tierhaltung angewandt werden. Da kein Grenzwert und kein Ziel festgesetzt wurden, soll sich der Durchschnitt, nach dieser Idee, über die Jahre immer weiter der Null annähern. Dabei werden Betriebe, die heute noch vorbildlich sind über kurz oder lang in die kritische Zone rutschen. Es ist kaum zu übersehen das es sich hierbei indirekt um ein schleichende Verbot der Anwendung von Antibiotika in der Tiermedizin handelt.
Diese Bestrebungen einer “Ökologisierung“ der Landwirtschaft sind weder vernünftig, noch nachvollziehbar, da sie zu einer Verringerung der Ernten und einer Verschlechterung der Qualität führen werden, doch wird sich die Landwirtschaft zur Not mit ihr arrangieren können, denn immerhin haben unsere Vorväter über Jahrhunderte auch ohne Pflanzenschutz und Veterinärmedizin mehr schlecht als recht wirtschaften können.Es gibt jedoch einige Ideen, die noch viel Tiefgreifender sind, wie die Auffassungen, daß man mit Lebensmitteln und Tieren keinen “Profit“ (siehe dazu Und täglich grüßt die Profitgierkeule) machen dürfe. Am weitesten geht dabei die Forderung des Bündnisses „Grüne Woche demaskieren“, welche die Überwindung des Kapitalismus in der Landwirtschaft fordert. Um sich auszumalen, was dies bedeutet, muss man nur in die neuen Bundesländer schauen, wo die Landwirtschaft spätestens in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre unter massivem staatlichen Zwang komplett in die Planwirtschaft integriert wurde. Bauern wurden zu Knechten auf ihrem eignen Acker und die Wirtschaft verwahrloste. Wenn es keinen Anreiz in Form eines besseren Einkommens mehr gibt, indem man mehr erntet oder beispielsweise mehr Ferkel gesund großgezogen bekommt, wird sich auch niemand mehr in diese Richtung bemühen. Der immer wieder geforderte Tier- und Umweltschutz wird dabei als erstes auf der Strecke bleiben. Nun mag man sagen, daß dieses Bündnis nur ein recht kleines ist, jedoch übersieht man dabei, daß Forderungen marktwirtschaftliche Mechanismen in der Landwirtschaft einzuschränken, im links-ökologischen Spektrum allgegenwärtig sind. So werden für Hungerkrisen in der Welt gern irgendwelche abstrakten “Spekulanten“ statt reeller Missernten verantwortlich gemacht und damit ein Ende von Warenterminmärkten und ähnlichem gefordert. Auch wenn sich dies deutlich weniger radikal anhört, muss auch hier gelten: Wehret den Anfängen! (Quelle)
Fasst man all diese einzelnen Aspekte zusammen, entsteht ein ziemlich beunruhigendes Bild, wo es mit der Landwirtschaft hingehen soll. Pflanzenschutz und medizinische Versorgung von Nutzvieh würden hierbei der Vergangenheit angehören. Von unseren Feldern würden wir dann kaum noch etwas ernten und unsere Tiere würden allzu oft Krankheiten und Seuchen zum Opfer fallen. Geld verdienen wird der Landwirt dann nicht mehr mit seiner eigenen Hände Arbeit sondern bekommt statt dessen staatlich festgesetzte Transferleistungen. Dies käme einen Schritt zurück in die Zeiten der Leibeigenschaft gleich (siehe dazu auch Die neuen Feidalherren). Lebensmittel würden, ähnlich wie zu diesen Zeiten, für einen großen Teil der Bevölkerung zu einem nahezu unerschwinglichen Gut werden. „Die meisten Menschen sind gern bereit für gutes Essen ein paar Euros mehr auszugeben“, wird dabei allzu häufig als Argument angeführt. Welcher Umfrage oder Statistik sie diese Erkenntnis entnehmen bleiben sie dabei meist schuldig. Es ist eine Aussage die vor allen in die Umwelt derer passt, die sie von sich geben, denn diejenigen, die die Ökologisierung der Landwirtschaft fordern, gehören zu einer Bevölkerungsschicht, welche in der Regel mehr als überdurchschnittlich gut verdient. Schnittstellen mit solchen Familien, die wenig bis kein Spielraum haben ein paar Euro mehr auszugeben, bestehen in der Regel nicht. Ähnlich wie in meinem Bekanntenkreis werden viele jetzt sagen, daß es schon nicht so schlimm kommen werde. Sicher nicht von heute auf morgen, aber die Weichen sind bereits in diese Richtung gestellt! Jetzt haben wir noch die Möglichkeit gegenzusteuern. Anders als man es uns glauben machen will, steht keine Mehrheit der Bevölkerung hinter diesen Ideen, sie schweigt lediglich dazu, weil sie diese nicht kennt. Information tut Not, bringen wir die Mehrheit auf unsere Seite, denn die ausreichende Versorgung mit gesunden Lebensmitteln geht alle an!