Archiv der Kategorie: Blog

Der eigenen Sache einen Bärendienst erwiesen

Was schon länger gemunkelt wurde ist nun amtlich: die WHO hat in ihrem neusten Krebsbericht nach Matetee, Friseurhandwerk und Glyphosat nun auch Fleisch und besonders verarbeitetes Fleisch aufgenommen. Während sich nach der Listung des Glyphosats in diesem Frühjahr in die Rubrik “Eventuell, möglicherweise unter Umstämöglicherweise krebserregend” noch eine Welle der Bestürzung und Panikmache durch allerhand Medien, Politiker und NGOs nach sich zog, hat der Neueinsteiger in dieser obskuren Hitparade eher für konträre Reaktionen gesorgt. Natürlich durften die Vegetarier und Veganer nicht fehlen, die darin wieder sofort eine Möglichkeit sahen ihren Lebensstil zu propagieren, in der Breite hörte man jedoch eher anderes. Das WDR-Format Quarks und Co, welches in der Vergangenheit bei solchen Themen nicht unbedingt durch Sachlichkeit und Fakten glänzen konnte, rechnete spontan vor, wie Belanglos die Aussage eige tlich ist und legte anschließend sogar nochmal einen Beitrag mit den gesundheitlich positiven Aspekten des Fleischverzehr nach. Aber es geht noch besser. Der Postillion titelte, daß die Bahn nach der Einstufung von Fleisch nun Wurstesserbereiche als Analogie zu den Raucherbereichen auf ihren Bahnsteigen einrichten wolle. Auf Chefkoch.de wurden binnen kürzester Zeit dutzende nicht wirklich ernst gemeinte Rezepte für “Krebsfleisch” eingestellt. Die Macher des Krebsreports haben ihrem Anliegen ganz offensichtlich einen Bärendienst erwiesen. Während unsereins über die Listung des Glyphosats permanent diskutieren und argumentieren musste ohne wirklich Verständniss für den Erhalt des Wirkstoffes zu ernten. Kommt nun Otto-Normalverbraucher ganz von alleine zu der Erkenntniss, was uns diese Liste tatsächlich zu sagen hat…

Welttag der Ernährung

Es gibt unzählige und zum Teil kurios wirkende Gedenktage. Auch auf dem heutigen 16. Oktober lag ein Gedenktag, der alles andere als kurios ist, aber wohl dennoch von den meisten unbemerkt blieb: der Welttag der Ernährung.

Es ist schon symbolisch, daß wir ihm in unseren Breiten sowenig Aufmerksamkeit schenken, haben wir doch mit dem Steckrübenwinter 1918/19 die letzte katastrophale Hungersnot in Europa noch im letzten Moment abwenden können. Was für uns selbstverständlich ist, ist für die meisten Menschen unvorstellbarer Luxus: mit Essen übervolle Regale in Supermärkten die quasi 24/7 geöffnet haben. Rund die Hälfte der Weltbevölkerung ist unzureichend ernährt, ein kanppes Achtel leidet unter Hunger.
Die Zahl derer die hungern nimmt Jahr für Jahr ab, für uns alle müsste es zu langsam sein, denn es sind immerhin 750 Mio Menschen deren Gesundheit, bzw ihr gesamtes Leben durch Mangelernährung bedroht sind. Das es trotz aller Programme nicht schon längst deutlich weniger geworden sind liegt an einem gern unterschätzten und ausgeblendeten Faktor, der explodierenden Weltbevölkerung.

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Rüben ohne Schutz

Nun sind vielerorts die meisten Rüben geerntet und oftmals sind sie auch schon in den Zuckerfabriken. Auch meine Rüben sind bereits diesen Weg gegangen und somit kam jetzt auch der Moment der Wahrheit im Spritzfenster der diesjährigen Aktion “Schau ins Feld”. Schon früh war in dem Spritzfenster, in dem keinerlei Pflanzenschutz durchgeführt wurde zu sehen, welche verheerende Auswirkung dies haben wird. Von den Rüben die dort eigentlich wachsen sollten war nicht viel zu sehen. Das folgende Bild  zeigt die Situation zum Zeitpunkt der Ernte sehr deutlich.

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Das braune, abgestorbene Kraut ist hauptsächlich der Weiße Gänsefuß, das Leitunkraut im Rübenanbau. Erst ein Blick unter das fast mannshohe Gestrüpp zeigt, daß durchaus Rüben unter ihm überlebt haben.

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Doch pures Überleben der Pflanzen reicht nicht. Davon abgesehen, daß ich das Spritzfenster schon allein wegen des hohen Krautwuchses nicht beernten konnte, hätte es sich in keinster Weise gelohnt. Zum Vergleich sind im nächsten Bild jeweils fünf Rüben aus dem Spritzfenster und fünf aus dem normalen Bestand nebeneinandergelegt.

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Daraus wird schnell ersichtlich, daß der Verzicht von Pflanzenschutzmaßnahmen bei Zuckerrüben fast zwangsläufig zu einem Totalausfall führt. Pflanzenschutz ist daher auch Menschenschutz, denn er schützt unsere Kulturpflanzen, unsere Nahrungsgrundlage!

Herr Minister Meyer, es reicht!

“Wir sind Bauern, wir streiken nicht, wir sind Kummer gewöhnt”, dieser Ausspruch stammte seinerzeit von einem Kommilitonen, als wir trotz “Bildungsstreiks” an der Uni Göttingen zum Erstaunen des Professors auf unsere Vorlesung beharrten. Dieser Ausspruch beinhaltet viel Wahres, denn als Landwirt gewöhnt man sich automatisch ein Dickes Fell an. Doch genau diese Genügsamkeit, wissen manche auch für ihre Zwecke zu nutzen. Christian Meyer, der grüne niedersächsische Landwirtschaftsminister ist einer von ihnen. Ohne Rücksicht auf Verluste versucht er seit seinem Amtsantritt vor rund zwei Jahren seine stark ideologisch geprägte “Agrarwende” durchzusetzen, die das Zeug dazu hat die bäuerlich geprägte Landwirtschaft zwischen Ems und Elbe dahinzuraffen.
Lange Zeit haben die betroffenen Bauern und murren und gelegentlichen Protest versucht Meyer und seine Pläne wie eine Grippe auszusitzen. So fahrlässig dieser Pragmatismus eh schon war, kam nun nach den Russlandembargo der marktwirtschaftliche Schicksalschlag mit einem massiven Preisverfall bei Schweinefleisch und Milch hinzu.
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Herrn Minister Meyer interessierte dies bisher kaum, bestenfalls trug er süffisant Schmähungen gegen “seine” Landwirte vor, in der Vorfreude daß die Kriese sie zu seiner heilsbringenden “Agrarwende” bekehren könnte. Das brachte das Fass nun endgültig zum überlaufen. Das niedersächsische Landvolk rief nun gestern zu einer Großdemo in Hannover auf und die Demo wurde groß! Statt der erwarteten rund 2000 Demonstranten kamen am Ende mit geschätzten 4000 mehr als doppelt so viele. Auch ich selbst mischte mich darunter, um an der ersten Demonstration meines Lebens teilzunehmen. Nicht nur die Teilnehmerzahlen waren beindruckend. Die Stimmung und Disziplin unter den Teilnehmern war ebenso vorzeigbar, so daß trotz der Verkehrbehinderungen die der Zug unweigerlich in Hannover verursachte es zu vielen Sympathiebekundungen seitens der Zuschauern am Straßenrand oder aus den wartenden Autos kam. Die Vielzahl der angefertigten Transparente brachte wohl jedem klar bei, worum es ging: “Dialog statt Difamierung”, “Meyers Agrarwende = Kleinbauers Ende”, “Minister stat Meyer”, “Traumberuf Landwirt, so zerplatzt unser Traum”.

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Insbesondere die zahlreichen Junglandwirte und Landjugendmitglieder und andere junge Leute aus dem Bereich dwr Landwirtschaft brachten klar ihre Zukunftssorgen zum Ausdruck, daß sie befürchten unter den politischen Vorgaben Meyers nicht mehr durch die Landwirschaft ihren Lebensunterhalt verdienen zu können und gleichzeitig immer stärker durch Politik und Medien difamiert und ins falsche Licht gerückt werden. Während diverser Reden am Ziel des Zuges, dem Steintorplatz, wurden diese Sorgen konkretisiert. Grünlandbetriebe, die dieses immer weniger nutzen dürfen, Ställe die nicht mehr gebaut werden können obwohl sie für die Sicherung des eigenen Lebensunterhalts unabdingbar wären und Kinder die im Kindergarten und der Schule gemobbt werden, weil sie vom Hof kommen.
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Von alledem will Meyer aber nichts wissen und war auch selber nicht verfügbar, als der Demonstrationszug an seinem Ministerium einen Zwischenstopp machte. Dennoch muss ihm mach der gestrigen Veranstaltung bewusst werden, daß er so nicht weitermachen kann. Redet mit uns, nicht über uns, das war eine der Kernaussagen der Demo, Herr Meyer wir sind jederzeit zum Dialog bereit, sind sie es auch?

Krank ohne Glyphosat

Wer die Zeitung aufschlägt oder einen Blick in die sozialen Medien wagt, kommt derzeit an einem Thema kaum herum: Glyphosat. Ein Totalherbizid, daß weltweit das meistgenutzte Pflanzenschutzmittel sein soll und das sich in den vergangenen 40 Jahren zu einem unverzichtbaren Helfer in der Landwirtschaft entwickelt hat. Doch woher der neue Hype? Der Beginn dieser Diskussion lässt sich ziemlich genau datieren: im März diesen Jahres wurde von der Weltgesundheitsorganisation ein neuer Bericht über sichere und mögliche Krebsgefahren bestimmter Stoffe veröffentlicht, die so genannten IARC (International Agency for Research on Cancer) Klassifizierungen. Es ist ein Vorgang der sich alle paar Jahre wiederholt und an sich keine große Aufmerksamkeit erfährt, stellt er doch viele Dinge als hochgradig krebsgefährdent dar, die für uns Alltag sind und die wir niemal mit einer akuten Krebsgefahr in Verbindung bringen würden. So finden sich in der ersten Klasse (definitv krebserregender Stoffe) unter anderem alkoholische Getränke, Sonnenlicht, Sandstaub, Holz- und Lederstaub. Danach folgen die eventuell krebserregenden Stoffe der Klasse 2A, daß heißt nach dem Prinzip des IARC Stoffe, bei denen bisher keine Krebsgefährdung nachgewiesen werden konnte, bei denen es aber auch nicht völlig auszuschließen ist. Zu Ihnen zählen beispielsweise Matetee, Friseurhandwerk, Schichtarbeit und seit neusten eben Glyphosat.

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Schau ins Feld!

So heißt die aktuelle Aktion der Pflanzenschützer. Ich selbst beteilige mich dabei auch. Dabeiw erden in den Äckern sogenannte Spritzfenster angelegt, daß heißt auf einer kleinen Parzelle des Feldes wird in diesem Jahr keinerlei chemischer Pflanzenschutz angewendet. Damit soll den interessierten Verbraucher gezeigt werden, wie wichtig der Pflanzenschutz für die Landwirtschaft ist. Gerade in Anbetracht des Kahlschlags der EU bei einem Großteil unserer Wirkstoffe und der momentan unsachlich geführten Glyphosatdebatte sind solche Aufklärungsaktionen ein wichtiger Baustein die breite,  nichtlandwirtschaftliche Bevölkerung für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.

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Gestern kamen nun die Schiölder für meine vier Kulturen (Blaue Lupine, Winterroggen, Zuckerrübe und Stärkekartoffel) an. Passend ein Tag vor dem langen Himmelfahrtswochenende, so daß ich sie sogleich auch aufstellte. Immerhin sind in den Rüben und Lupinen schon deutliche Unterschiede bezüglich der Verunkrautung zu sehen.

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Nur schade, daß das Wetter heute nur mäßig mitspielt, was wohl die Zahl der Radfahrer und Spaziergänger wohl etwas in Grenzen halten wird. Da diese Schilder aber bundesweit auf unseren Feldern stehen und die Aktion bis zur Ernte läuft, werden noch viele Leute genug Zeit haben mal einmal ins “Feld zu schauen”. Haben Sie also keine falsche Scheu, wenn Sie ein solches Schild irgendwo am Feldrand stehen sehen und schauen sich bitte einmal in Ruhe an, was moderner Pflanzenschutz leistet!

 

Von falscher Tierliebe und echten Menschenhass

Rassismus, Antisemitismus und Faschismus sind Begriffe, die sich in unserem heutigen Diskurs fest etabliert haben um damit jeden zu diskreditieren der einer anderen als der eigenen Meinung ist. Ob die eigenen Aussagen dabei überhaupt etwas mit diesen harten Vorwürfen zu tun haben, spielt dabei gar keine Rolle. Aber es gibt noch einen weiteren Ismus, der zwar vielen noch unbekannt sein mag, dessen Bedeutung sich aber vor allem bei Veganern fest etabliert hat, wenn es um landwirtschaftliche Tierhaltung geht: Der Speziezismus!

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Ein Jahr Landblogger!

Der Landblogger ist nun seit gut einem Jahr online. Gestartet war ich mit dem Vorhaben die Verbraucher über unsere heutige Landwirtschaft aufzuklären, doch habe ich mich recht schnell von diesem Konzept verabschiedet. Wer sich die Mühe macht, oder in noch in Erinnerung hat, wird im ersten Beitrag dieses Blogs entnehmen können, dass ich bis dato keine anderen landwirtschaftlichen Blogs kannte. Das hat sich in den vergangenen zwölf Monaten grundlegend geändert. Zusammen mit den zahlreichen Angeboten, von denen vor allem „Frag den Landwirt“ hervorsticht, habe ich etliche interessante Persönlichkeiten und Mitstreiter kennen lernen dürfen und sehe genau diesem Punkt als die größte Bereicherung die mir dieser Blog bisher persönlich gebracht hat. Bereits Mitte des vergangenen Jahres änderte ich daher meine Zielsetzung. Trotz der vielen engagierten Menschen die ich in dieser Zeit kennen lernte, musste ich sehen das viele meiner Standesgenossen nach wie vor in Lethargie verharrten. Mein neues Ziel war es nun also meine bäuerlichen Standesgenossen zu erreichen, sich ebenso in die öffentliche Debatte um die Landwirtschaft einzumischen. Die Rückmeldung die seit dem erfahren durfte haben mich in diesem Kurs bestärkt.

 

Spätestens seit vergangenen November wissen wir, wie wichtig es ist dass wir alle diesbezüglich an einem Strang ziehen. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ startete mit ihrer Serie „Die Rache aus dem Stall“ den Auftakt einer beispiellosen Offensive gegen die Landwirtschaft in Deutschland. Gegen die darin geäußerten Vorwürfe habe ich damals Beschwerde vor dem Deutschen Presserat eingelegt, dessen Entscheidung bis heute noch aussteht. Nur eine Woche später erhielten die Grünen in Hamburg ihren Bundesparteitag ab, auf dem sie die totale Agrarwende als das neue Kernziel ihrer Partei definierten. Ihr Vorsitzender Anton Hofreiter macht heute keinen Hehl mehr daraus, dass er damit die Abschaffung der modernen Landwirtschaft an sich meint. Diese beiden Vorkommnisse rüttelte nicht nur die deutschen Bauern wach. Der Tierarzt Dr. Rolf Nathaus startete eine Spendenaktion um eine Anzeige mit einer Gegendarstellung in der Zeit zu veröffentlichen und landete damit einen die erahnten Erfolg. Nur vier Wochen später versammelten sich rund tausend Landwirte in Berlin um der im Rahmen der Grünen Woche alljährlich stattfindenden „Wir haben es satt“-Demo zumindestens ein wenig Konter zu geben. All das sind Ereignisse die mich sehr erfreuen und zuversichtlich stimmen, dass die Landwirtschaft aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht ist.

 

Inzwischen können selbst die Medien uns nicht mehr ausblenden, nachdem sich ein weiterer Bauer, der sich „Willi“ nennt, mit mehreren provokanten Schriften an die Öffentlichkeit wandte. Die Kontroverse die es um seine Ausführungen innerhalb der Landwirtschaft gab, spiegeln dabei genau unsere Stärke wieder: wir sind viele freie Individuen, so unterschiedlich wie die Betriebe auf denen wir wirtschaften. So unterschiedlich unsere Ansichten, so unterschiedlich die Wege die wir gehen, so unterschiedlich das Zeitfenster, das uns zur Verfügung steht auch ist, so wichtig ist es doch das ein jeder mitzieht! Selber habe ich bei weitem nicht so viel Zeit in diesem Blog investieren können, wie ich es einmal vorhatte. Darum hier noch einmal mein Dank an alle meine Leser, die mir trotz längerer Pausen bis heute treu geblieben sind. Ein großer Dank geht auch an alle die dazu beigetragen haben, dass der Landblogger heute diese Bekanntheit hat. In diesem Sinne auf die nächsten zwölf Monate und dass es uns allen gelingt und so darzustellen wie wir wirklich sind!

 

Ihr Landblogger

Ein Haufen freier Bauern

Dass es in uns Bauern brodelt, wie Medien und Politik mit uns umgehen, zeigte sich vorletzten Samstag eindrucksvoll in Berlin. Mit der  “Wir machen euch satt”-Demo wurde zum ersten Mal im großen Rahmen institionalisiert, was seit rund zwei Jahren zunehmend im Internet und besonders den sozialen Netzwerken von Statten geht: Der Aufstand der Bauern gegen das mediale Zerrbild.
Doch so eindrucksvoll diese Demo auch war und so elementar wichtig ihre Weiterführung ist, das Schaffen einer Institution birgt immer auch ein Risiko.

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Unkontrollierte Landwirtschaft

Zu einem der beliebten Gerüchte rund um die moderne Landwirtschaft gehört wohl dieses, das die Bauern in unserem Land schalten und walten können wie es ihnen beliebt, ohne Kontrolle und Aufsicht, ohne Grenzen, Limits und Schranken. Wenn mal wieder ein Lebensmittel”skandal” durch die Medien gepeitscht wird, ist es daher eine der beliebtesten Antworten von Verbänden und Politikern strengere Auflagen und mehr Kontrollen zu fordern, ungeachtet dessen, daß der betreffende Mißstand gerade deshalb aufgedeckt und unterbunden wurde, weil wir ein dichtes und umfassendes Kontrollnetz haben. Ausländische Kommilitonen von mir, die aus zum Teil authoritär regierten Staaten kommem, staunen irritiert immer wieder darüber, ist doch in ihren Diktaturen fast alles erlaubt und hier in unserer westlichen Freiheit anscheinend fast alles verboten und reglememtiert. Die Entscheidungsträger kümmert soetwas jedoch wenig, haben sie mit den Folgen ihrer Entscheidungen in der Regel fast nichts zu tun und gilt es doch durch Aktionismus Entschiedenheit, Durchsetzungswille und Verantwortungsgefühl gegenüber den Bürgern zu beweisen, nebenbei lässt sich zudem die eigene Macht und der eigene Einflussbereich nach und nach erweitern. Für die Landwirtschaft hat sich dadurch inzwischen eine massive Belastung ergeben, die den Strukturwandel hin zu immer größeren Einheiten anheizt. Eine Größe bei der man sich beispielsweise eine Bürokraft leisten kann, die sich um den alltäglichen Papierkrieg kümmert.

Hier seien nur ein paar Beispiele genannt, welche Auflagen Landwirte einzuhalten haben und was wem gemeldet werden muss, bzw. kontrolliert wird. Hierbei handelt es sich, wie gesagt, nur um den absoluten Grundstock, bei vielen Betrieben kommen je nach Betriebsart noch zahlreiche weitere Punkte hinzu, vor allem noch die zahlreichen privatwirtschaftlichen Zertifizierungssysteme ohne die ein Großteil der weiterverarbeitenden Industrie einem heutzutage oftmals nichts mehr abnimmt. Wohlgemerkt, der gesamte zusätzliche Aufwand wird dabei nur in den allerseltesten Fällen vergütet. Wer die Liste genau liest, dem wird zudem auffallen, daß viele Daten mehrfach gemeldet werden müssen, was in den meisten Fällen vollkommen unverständlich ist:

1x jährlich:
Agrarsammelantrag: Meldung der bewirtschafteten Fläche, angebauten Kulturen, des gehaltenen Viehbestands, Kartierung dieser Daten anhand von Luftbildern

Nährstoffvergleich: Bilanz der ausgebrachten Dünger (insbesondere tierischer Herkunft) und der durch die Ernte entzogenen Nährstoffe.

-Dafür auch regelmäßige Entnahme von Bodenproben und Aufbewahrung der Analyseergebnisse.

Meldung zur Tierseuchenkasse: der vorhandene und über das Jahr zu erwartene Viehbestand

Güllekataster: Meldung der aufgenommenen und abgegebenen Wirtschaftsdünger.

-Erstellung eines steuerlichen Jahresabschlusses. Inventur des Betriebes.

-Meldung des Betriebsergebnisses an die landwirtschaftliche Sozialkasse.

Gasölantrag: Meldung der im Betrieb verbrauchten Treibstoffe, der bewirtschafteten Fläche und der vorhandenen Kraftmaschinen.

-Meldung des nachgebauten und zugekauften Saatgutes an die Saatguttreuhand.

-Bei Saatbau-Betrieben Kontrolle der Saatgutbestände durch die amtlichen Anerkennungsstellen, bzw. bei Kartoffelvermehrung zusätzlich eine Untersuchung der Äcker auf Nematoden vor dem Pflanzen.

-Je nach Region: Meldung des entnommenen Beregnungswassers und desseb Verwendung. IdR. gibt es je nach Kultur Höchstgrenzen für die Wassermenge.

-Zusätzlich zum TÜV jährliche Sicherheitskontrolle landwirtschaftlicher Anhänger

Mehrmals jährlich:
Veränderungen der Schweine- und Rinderbestände an die entsprechenden zentralen Datenbanken

-Meldung des Antibiotikaeinsatzes an die bundesweite Antibiotika-Datenbank.

-Bei Saatgutaufbereitung: Meldung der aufbereiteten Mengen, deren Anlieferer und Abnehmer an die Saatguttreuhand.

Kontrolle der Viehbestände durch den Amtsveterinär.

Sonstiges:
-Unterzeichnung mehrer Formulare bei jeder Getreidelieferung, Aufbewahrung einer Rückstellprobe jeder Lieferung für mehrere Jahre.

-Vorlage eines Sachkundeausweises beim Kauf von Pflanzenschutzmitteln. Dieser ist alles zwei Jahre auf einer Fortbildung zu erneuern.

Kontrolle von Pflanzenschutzgeräten, alle zwei Jahre in einer zugelassenen Prüfstelle.

-Ca. alle vier Jahre Kontrolle des Betriebes durch die Berufsgenossenschaft auf Arbeitssicherheit.

-Wenn Futter für die eigenen Tiere im Betrieb gemischt wird: Anmeldung und Eintragung als futtermittelverarbeitender Betrieb.

-In mehrjährigen Abständen Kontrolle von Treibstoff-, Öl- und Pflanzenschutzlagerstätten, sowie Waschplätze durch die zuständigen Behörden