Wie hoch das Thema Landwirtschaft und Ernährung momentan gehandelt wird, zeigt die aktuelle Aktion „Die Recherche“ der Süddeutschen Zeitung. Die Leser durften online darüber abstimmen, welchem Thema sich die Redakteure in den nächsten Wochen einmal genauer widmen sollen. Zur Auswahl standen dabei die NSA-Affäre, Flüchtlings- und Zuwanderungspolitik, unsere heutige Arbeitswelt, sowie ein Thema mit dem Titel „Erst das Fressen, dann die Moral?“, welches sich um die Erzeugung unserer Lebensmittel dreht. Mit nur wenigen Stimmen Vorsprung konnte sich letztlich dieses Thema gegenüber der NSA-Affäre durchsetzen. Es kann einem schon erstaunen, welche staatstragende Wichtigkeit unseren Lebensmittel und deren Entstehung von den Lesern der SZ beigemessen wird.
Unter einer Recherche verstehen die Meisten den Weg, wie ein unbefangener, im genauen Thema unwissender Mensch zu einer Erkenntnis gelangt. Wer die Berichterstattung insbesondere über Landwirtschaft und Jagd in unseren Medien verfolgt, der wird feststellen müssen, daß Recherche dort eher so definiert wird, daß zu einer bestehenden, unumwerflichen Erkenntnis die passenden Beweise und Argumente gesucht werden, um diese damit zu untermauern. Die ZDF-“Reportage“ „Jäger in der Falle“ und die schon etwas ältere ARD-Produktion „Das System Wiesenhof“ sind klassische Beispiele für solch tendenziöse Berichterstattung. Der von der SZ schon vorgegebene Recherchetitel „Erst das Fressen, dann die Moral“ wirft den schwerwiegenden Verdacht auf, daß es hier wohl ähnlich ablaufen könnte. Doch gibt es hier einen großen Unterschied, während uns bisher die hanebüchenden Berichte fix und fertig vor die Nase gesetzt wurden, ist diese Recherche nicht nur bei der Themenwahl eine zum Mitmachen. Nicht nur SZ-Leser können via Facebook, Twitter und Co mitteilen, was sie interessiert oder was ihre Meinungen zu den einzelnen Aspekten des Themas sind.
Hier liegt die große Chance durch eigenes Engagement die Nasen der Journalisten auch mal auf die Missstände der NGOs, der Kriesenmacher und den moralisch so hofierten alternativen Produktionsmethoden hinzuweisen. Welche Schlüsse sie letztlich daraus ziehen werden, wird wohl außerhalb unseres Einflusses liegen. Dennoch darf man solche eine Chance nicht einfach verstreichen lassen. Gerade die besagten Kriesenmacher und Berufsquerulanten werden sie ganz selbstverständlich und ausgiebig nutzen und der Presse so ihre wirre Sicht der Dinge präsentieren. Wir müssen uns dann nicht wundern, wenn sich so das Bild der Landwirtschaft in der Gesellschaft zunehmend verschlechtert. Die bekannten Umwelt- und Tierschutzorganisationen verfügen über große und effiziente Apparate zur Öffentlichkeitsarbeit und können so problemlos täglich einer breiten Öffentlichkeit ihre Wahrheiten mitteilen. Uns Landwirten mit unseren dem gegenüber überschaubaren Familienbetrieben stehen solche Ressourcen nicht zur Verfügung. Unsere eigenen Interessensvertretungen haben diesen Aspekt zu lange vernachlässigt und können noch lange nicht mit solcher Wirkung agieren, wie es den Kriesenpredigern möglich ist, zumal ein Großteil ihrer Reichweite auch damit verbunden ist, daß deren Thesen, einmal in Umlauf, von vielen akzeptiert und nachgeplappert werden. Wenn wir das was wir für richtig halten nicht selber kundtun, macht es letztlich keiner!