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An allem sind die Bauern schuld

Eine Provinzposse vielleicht, aber sie steht für mich symbolisch für dir Stimmung unserer Zeit.

Am Montag berichtete unsere Lokalzeitung über einen örtlichen Umweltskandal. Landwirte würden ihre Güllefässer im Luciekanal ausspülen ohne Rücksicht auf die Umwelt. Zeugen hätten das mehrfach beobachtet, im Kanal schwämmen in brauner Pampe tote Vögel, Beweise wurden gesichert. 

Ich selbst konnte mir kaum vorstellen, wer sowas machen würde, obwohl doch plausibel dargelegt wurde, daß es genauso passiert sei. Doch schon am Abend zeigte sich ein anderes Bild. Bei der Stadtratssitzung kritisierte der zuständige Ortsvertrauensmann, überhaupt nicht in die Angelegenheit eingebunden worden zu sein. Ein Ortstermin zeigte, daß an besagter Stelle ein Deich vorm Kanal liege, so daß man 20-30 m Schläuche verlegen müsse um dort überhaupt etwas auszuspülen. An dem direkt davor liegenden Wehr entsteht durch die starke Strömung permanent Schaum, der auf Grund des stark eisenhaltigen Wassers nunmal braun gefärbt ist. So forderte der Ortsvertrauensmann die anwesende Zeitung auf, ihren Bericht mit dem falschen Generalverdacht gegen die Landwirtschaft (im ganzen Umkreis gibt es zudem nicht einen Viehbetrieb mehr) umgehend richtigzustellen.

Heute nun kam diese Richtigstellung. Denn auch die Beweisaufnahme durch die Wasserbehörde zeigte, daß an allen Vorwürfen nichts dran war. Selbst für die toten Vögel hatte sich eine simple Erklärung gefunden, war doch ein über den Kanal hängendes Nest von Räubern ausgeräumt worden.

Der fade Beigeschmack bleibt. So wie viel zu häufig beobachten Leute etwas, was sie nicht verstehen und einordnen können. Sehen etwas Verbotenes oder zumindest Verwerfliches dahinter und die bösen Bauern als deren Verursacher.

Von zwei fernen Planeten?

Grade liegt die letzte Ausgabe unserer landwirtschaftlichhen Wochenzeitung vor mir. Titelthema: wie kriege ich als Rinderhalter jedes geborene Kalb -und sei es noch so schwach- erfolgreich gerettet und aufgepeppelt.

Gleichzeitig laufen Kampagnen der NGOs, daß zigtausende Kälber jedes Jahr einfach totgeschlage oder durch Vernachlässigung umgebracht würden, weil man sie in der “Milchindustrie” nicht bräuchte.

Agritechnica Mitte November: wie in den vergangenen Jahren, war auch dieses Jahr Gülletechnik wieder ein großer Schwerpunkt. Es wird gigantischer technischer Aufwand betrieben um den Dünger und Rohstoff Gülle (Gärreste, etc) so effizient wie möglich auszubringen. Die Gedankengrundlage der wiederholten Änderung der Düngeverordnung lautet: es gibt zu viel Gülle, die primitiv und achtlos auf unseren Äckern entsorgt würde.

Neuste Statistikzahlen: 17 % weniger Pflanzennschutzmittelabsatz. Das Agrarpaket der Bundesregierung sagt, es würde zu viel und immer mehr gespritzt. Der Einsatz müsse massiv beschränkt werden.

“Ich würde ja mehr für’s Fleisch bezahlen, wenn ich denn könnte!”, diesen scheinheiligen Spruch hört man gerne von Vertretern des links-grünen Millieus. Trotzdem bleibt Fleisch mit Bio-, Tierwohl- und sonstwas -Siegeln wie Blei in den Kühlregalen liegen. Jetzt geben die Tageszeitungen aber Entwarnung: trotz der erhöhten Schweinefleischnachfrage aus China ist nicht mit nennenswerten Preissteigerungen für den Verbraucher zu rechnen.

Ich könnte die Liste noch weiterführen. Es wird mir immer klarer: wir Landwirte und die Medienmacher, zusammen mit den Politentscheidern leben auf zwei unterschiedlichen, weit entfernten Planeten und keiner weiß vom anderen. Daß Ansichten und Lebenserfahrungen zu einem so objektiv bewertbaren Thema innerhalb einer Gesellschaft so weit auseinanderklaffen können, ist mehr als erstaunlich. Was aber werden Proteste ändern? Was haben die massiven Anstrengungen zur Aufklärung bisher erreicht? Drehen sich nicht die meisten Social Media-Kanäle im eigenen Dunstkreis?

Eine Entscheidung der Vernunft

In der gesamten Glyphosatdebatte standen von Anfang an Multimillionen-Euro-Interessen gegen nüchterne Vernunft. Eine gewaltige Lobbymaschinerie hatte unablässig über ihr einflussreiches Netzwerk versucht Medien, Politik und Wissenschaft zu beeinsflussen und das teilweise sogar geschafft. Es war absehbar wohin die Reise geht, denn immerhin hing das elementare Geschäftskonzept vieler dieser Lobbygruppen maßgeblich von der Entscheidung über die Zukunft des Herbizides ab. Alle millionenschweren Kampagnen und aller Klüngelei im Hintergrund waren nun am Ende doch für umsonst, denn am Ende war es unser geschäftsführender Bundeslandwirtschaftsminister, der sich in dieser Phase des Machtvakuums an keine irgendwie gestalteten Vorgaben mehr hielt und das tat, was er einmal in seinem Amtseid geschworen hatte, er stimmte nach seinem Wissen und Gewissen für die Option, die am ehesten einen fruchtbaren Beitrag zum Wohle des Deutschen Volkes leisten und noch nicht kalkulierbaren Schaden von ihm abwenden würde. Diese Entscheidung wird ihm vermutlich die weitere politische Laufbahn kosten, darum sollte man ihm für seinen Mut umso mehr danken! Danke Herr Schmidt!

Ein Gefühl der Ohnmacht

Es ist offensichtlich, der Landblogger ist seit ein paar Monaten regelrecht verweist. Auch an anderen Fronten der landwirtschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit habe ich mich zuletzt, obwohl eine eigene Facebook-Seite für meinen Betrieb hinzukam, massiv zurückgezogen. Die Gründe sind einfach: auch meine Zeit und Kraft ist begrenzt und diese wurde in der vergangenen rund eineinhalb Jahren komplett durch Arbeit und Familiäres aufgezehrt. Es hat für die Seele auch etwas beruhigendes die elenden Debatten über die Landwirtschaft und unsere Wirtschaftsmethoden einfach einmal auszublenden. Nur leider verhält es sich hiermit genauso, wie mit jeder Art der Realitätsverweigerung: wenn man erwacht, findet man die alten Probleme genauso wieder, wie zuvor. Allein der Berg der alten Probleme hat sich während dieser Zeit noch weiter aufgetürmt und neue Probleme sind obendrein noch hinzugekommen.

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Erntedank, Gelegenheit für einen Rückblick

Tatsächlich ist es nun schon länger her, dass ich das letzte Mal hier etwas geschrieben habe. Der heutige Tag, das Erntedankfest, gibt mir jedoch Anlass doch einmal Rückblick zu halten. Auch wenn es nicht meine Art ist, hier persönliche weltanschauliche und politische Position zu beziehen, die nicht direkt die Landwirtschaft betreffen, werde ich heute an manchen Stellen nicht drumherum kommen. Persönlich möchte ich mich eigentlich nicht als fromm bezeichnen, dennoch spielt der christlich-lutherische Glaube in meinem täglichen Leben und Arbeiten eine entscheidende Rolle.

Erntedank Altar

Gerade die landwirtschaftliche Tätigkeit ist in mehrfacher Hinsicht eine Arbeit, die für mich eng mit dem Glauben verwoben ist. Das betrifft auf der einen Seite ganz klar das Wunder der Schöpfung, dass wir alltäglich von der Aussaat bis zur Ernte in unserer Arbeit miterleben dürfen. Daß wir dabei trotz allem wissenschaftlichen Fortschritt am Ende immer noch auf Gottes Gnade angewiesen sind, hat uns besonders die zurückliegende Ernte gezeigt. So sind hier bei uns immer noch Getreideschläge zu finden, die bis jetzt nicht befahren und beerntet wurden konnten. Hier zeigt sich, wie absurd die alte sozialistische Losung „Ohne Gott und  Sonnenschein fahren wir die Ernte ein!“ war. Auch heutzutage haben wir allen Grund an Erntedank, dankbar zu sein.

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Die Bio-Ideologie

http://www.salonkolumnisten.com/ich-esse-kein-bio-mehr-2/

In dem zweiten Teil seines Artikels “Warum ich kein Bio esse” geht Ludger Weß auf die Salonkolumnisten der Ideologie hinter Bio nach. Unter anderem geht es dabei um die latente Rückwärtsgewandheit, die sich in den letzten Jahren noch verstärkte und daß man jene Inovationen, welche in den letzten fünfzig Jahren deutlich den Hunger in der Welt reduzierten nun am liebsten überall wieder verbannen möchte.

Ein Sieg von Industrie- und Lobbyinteressen?

Gestern sollte in Brüssel über die Wiederzulassung von Glyphosat abgestimmt werden. Seit 40 Jahren im Einsatz, hat es der Wirkstoff zum meistangewendetsten Pflanzenschutzmittel weltweit gebracht. Kein Mittel ist besser erforscht als Glyphosat. Auch neueste Studien belegen immer wieder aufs Neue seine geringe Toxizität. Ein Aspekt der vielen nicht zu schmecken scheint. Seit Monaten unterliegt Glyphosat einem massiven medialen und politischen Dauerfeuer, das nun anscheinend Wirkung zu zeigen scheint. Anders als manche Lobbygruppen es weismachen wollen, sollte die Wiederzulassung nie einfach durchgewunken werden. Alle Untersuchungen wurde gerade wegen der anhaltenden Kampagnen mit äußerster Sorgfalt betrieben. Vielmehr bestand in diesem Zeitraum die Gefahr, daß fern ab jeglicher wissenschaftlicher Vernunft eine gegenteilige Entscheidung zu Gunsten bestimmter politischer medialer Kräfte gefällt werden könnte. Eine Befürchtung, die sich nun bewahrheiten könnte, denn statt der Abstimmung wurde nun bekanntgegeben, daß man sich vermutlich noch bis Mai mit der Entscheidung Zeit lassen will. Entgegen aller Expertenmeinungen, scheint man sich nun von immer zahlreicher auftauchenden Lobby-“Studien”, welche überall winzigste Spuren von Glyphosat gefunden haben wollen, verunsichern. Die Koalition derer die sich gegen die Wiederzulassung aussprechen, spiegeln dabei durchaus einflussreiche Lobby- und Unternehmensinteressen wider. Großmundig wird dabei verkündet angeblich im Interesse der Verbraucher, der Umwelt und zuletzt auch der Landwirte zu handeln, wobei letztere dieses gespielte Engagement am wenigsten nachvollziehen können.

Links-grüne Lobbygruppen geht es bei der Diskussion ums Glyphosat vor allem eines: Hinzugewinn von Einfluss, in Form von Spenden, Mitgliedern und Wählerstimmen. Angst ist hierbei ein probates Mittel, welches schon in der Frühzeit und dem Mittelalter erfolgreich angewandt wurde, um seine eigene Machtstellung zu festigen. Statt während einer Sonnenfinsternis mit der ewigen Verdunklung der Erde zu drohen, erklären die Scharlatane von heute die Menschheit vor ihrer schleichenden Vergiftung bewahren zu wollen. Sie würden dabei, so ihre Eigendarstellung gleich einen Don Quichotte der gegen Windmühlen anreitet, gegen übermächtige Konzerninteressen kämpfen. Seltsam nur in diesem Fall, dass das Lieblingsfeindbild und Glyphosat-Erfinder Monsanto sich ausgesprochen bedeckt in der Debatte hält. Wer ein bisschen genauer hinschaut, wird schnell entdecken dass sie aufgefahrene Anti-Glyphosat-Kampagne durchaus im Interesse dieses Pflanzenschutz- und Zuchtunternehmens liegt. Bereits 2004 lief der Patentschutz auf das Totalherbiziden aus, was in den Folgejahren dazu führte das Glyphosat von Dutzenden Herstellern weltweit angeboten wird. Mit seinem relativ hochpreisigen Originalprodukt „RoundUp“, kann Monsanto nur noch in wenigen Ländern der Welt Gewinne erzielen. Ein neues innovatives Produkt müsste her um die Kassen wieder klingeln zu lassen, doch steht dem ein günstiges und etabliertes Konkurrenzprodukt gegenüber, dass man zwar selber erfunden hat aber auf das man keinerlei Einfluss mehr hat: Glyphosat. Über 1 Milliarde $ hat Monsanto bereits in sein mögliches Nachfolgeprodukt Dicamba investiert, eine Investitionen die nur dann aufgeht, wenn das lästig gewordene Glyphosat möglichst breitflächig vom Markt verschwindet (Quelle).
Wer die zahlreichen Diskussionen und Debatten um die Wiederzulassung dieses Wirkstoffes in den letzten Monaten aufmerksam verfolgt hat, stellt schnell fest, daß auf Seiten der Befürworter maßgeblich nur eine Gruppe vertreten ist: die praktischen Landwirte, die darum fürchten einen wichtigen Baustein für standortangepasste und umweltschonende Bewirtschaftung zu verlieren und stattdessen zukünftig Wirkstoffe zur Anwendung zu bringen zu müssen, welcher zwar teurer sein werden, dabei aber vermutlich mehr negative Eigenschaften aufweisen, als es das Glyphosat bisher tat.

Alles in allem erinnert dieser Fall sehr stark an einen rund zehn Jahre zurückliegenden. Damals lief die Zulassung der „beliebtesten Kartoffel Deutschlands“ Linda aus. Europlant als Inhaber der Sortenzulassung, hatte eine damals berechtigte Sorge darum, dass Linda nach dem Ende ihrer Zulassung von einem anderen Züchter weiter vermehrt wird und somit als ernstzunehmender Konkurrent für Europlants Neuzüchtung “Belana” auftreten könnte. Man entschied sich daher kurz vor Ende des Zulassungszeitraumes selber die Zulassung der Linda zu widerrufen um somit einen späteren Anbau rechtlich nahezu unmöglich zu machen. Insbesondere aus dem Lager der biologisch wirtschaftenden Landwirte tat sich damit lautstarker Protest auf, denn in diesem Segment hatte Linda bis dahin einen sehr hohen Marktanteil. Es folgte ein lang anhaltender politischer und juristischer Machtkampf um den Erhalt der Linda, der damit endete, dass die Sorte wieder zugelassen wurde und nun von einem kleinen privaten Züchter weiter vermehrt wird (Quelle).
In beiden Fällen verteidigten Landwirte ihr Interesse und Recht auf größtmögliche Freiheit bei der Wahl der Mittel und Methoden ihr eigenes Land zu bewirtschaften. So sehr sich die beiden Fälle auch ähneln, so unterschiedlich wurden sie in den Medien dargestellt. Es ist das Problem wenn Journalisten sich zu sehr von eigenen Meinung und Empfindungen leiten lassen und dabei unhinterfragt selbst ernannte Experten und angeblich im Interesse der Allgemeinheit auftretender Lobbygruppen zu Wort kommen lassen. Zuletzt jedoch, so scheint es, haben diese ihren Bogen so weit überspannt, daß man auch in den Redaktionsstuben unserer Republik hellhörig geworden ist. Während man im vergangenen Jahr noch breitflächig die angebliche Gefahr die von täglich 4000 l Muttermilch je Säugling ausgehen könnte publizierte, enttarnte man sehr schnell den Unfug der angeblichen Studie, welche die Gefahr von Glyphosat im Bier nahe legen sollte (Weiter zum Thema Muttermilch).

Was fehlt, ist ein klares Bekenntnis dazu, daß die Errungenschaft des modernen Pflanzenschutzes ein unabdingbares Instrument für das Überleben der Menschheit in ihrer heutigen Form darstellt. Während der medizinisch-pharmazeutische Fortschritt gefeiert wird und wichtige Medikamente gesetzlich vor wirtschaftlichen Interessen geschützt werden, wird Pflanzenschutz in einer Form präsentiert, die irgendwo zwischen notwendigen Übel und Fehlentwicklung der Menschheit angesiedelt ist. Die Verschiebung der Entscheidung über die Wiederzulassung erscheint wie ein Etappensieg der Öko-Lobby und ihrer massiven Kampagnen. Es stellt sich die Frage wie die Medienlandschaft reagieren würde, würde ein Pharma-Unternehmen ein Verbot des Aspirin Wirkstoffes ASS anstreben, weil er ihn als Konkurrent für ein hochpreisiges eigenes Produkt ansieht. Um dies zu verhindern, führt die Weltgesundheitsorganisation eine Liste der unentbehrlichen Medikamente der Menschheit. Es wäre wünschenswert wenn eine ähnliche Liste mit den unentbehrlichen Wirkstoffen des modernen Pflanzenschutzes bei der Welternährungsorganisation geführt werden würde . Wirkstoffe die seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt werden und deren Wirkung und Auswirkungen detailliert erforscht worden sind, müssten unter einen besonderen Schutz gestellt werden um sie somit den Zugriff unternehmens- und machtpolitischer Interessen zu entziehen. Analysiert man die derzeitige Meinungslage in Mitteleuropa scheinen wir von einer derartigen Maßnahme leider Lichtjahre entfernt.

Warum spritzen wir eigentlich?

Die Frage mag den landwirtschaftlichen Praktiker unter den Lesern erstaunen, könnte er doch nach guter fachlicher Praxis sofort Diagnosen, Schadschwellen, Ertrags- und Qualitätseinbußen runterbeten. Doch das ist nicht die Antwort auf die Frage!

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