Der Focus hat es diesmal getan: er berichtet über angebliche Glyphosatfunde in konventionellen Bieren. Wie schon bei den etwa gleichlautenden Meldungen der vergangenen Jahre, wird weder danach gefragt ob das was gefunden wurde überhaupt eine Relevanz hat, noch ob wo das Glyphosat eigentlich herkommen soll. Selbst zur schon lange nicht mehr zulässigen Sikkation macht dieses Totalherbizid keinen Sinn in Braugerste. Vielmehr müsste hinterfragt werden, was eigentlich gefunden wurde? Denn Glyphosat selbst ist sehr instabil, weshalb man in der Regel sein Abbauprodukt AMPA nachweist. Da dieses aber auch das Abbauprodukt vieler Spülmittelbestandteile ist, könnte das angebliche Glyphosat tatsächlich eher die fehlerhafte Spülmaschine der Brauerei sein. Doch das ist vielen Qualitätsjournalisten offenbar zu kompliziert.
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Von zwei fernen Planeten?
Grade liegt die letzte Ausgabe unserer landwirtschaftlichhen Wochenzeitung vor mir. Titelthema: wie kriege ich als Rinderhalter jedes geborene Kalb -und sei es noch so schwach- erfolgreich gerettet und aufgepeppelt.
Gleichzeitig laufen Kampagnen der NGOs, daß zigtausende Kälber jedes Jahr einfach totgeschlage oder durch Vernachlässigung umgebracht würden, weil man sie in der “Milchindustrie” nicht bräuchte.
Agritechnica Mitte November: wie in den vergangenen Jahren, war auch dieses Jahr Gülletechnik wieder ein großer Schwerpunkt. Es wird gigantischer technischer Aufwand betrieben um den Dünger und Rohstoff Gülle (Gärreste, etc) so effizient wie möglich auszubringen. Die Gedankengrundlage der wiederholten Änderung der Düngeverordnung lautet: es gibt zu viel Gülle, die primitiv und achtlos auf unseren Äckern entsorgt würde.
Neuste Statistikzahlen: 17 % weniger Pflanzennschutzmittelabsatz. Das Agrarpaket der Bundesregierung sagt, es würde zu viel und immer mehr gespritzt. Der Einsatz müsse massiv beschränkt werden.
“Ich würde ja mehr für’s Fleisch bezahlen, wenn ich denn könnte!”, diesen scheinheiligen Spruch hört man gerne von Vertretern des links-grünen Millieus. Trotzdem bleibt Fleisch mit Bio-, Tierwohl- und sonstwas -Siegeln wie Blei in den Kühlregalen liegen. Jetzt geben die Tageszeitungen aber Entwarnung: trotz der erhöhten Schweinefleischnachfrage aus China ist nicht mit nennenswerten Preissteigerungen für den Verbraucher zu rechnen.
Ich könnte die Liste noch weiterführen. Es wird mir immer klarer: wir Landwirte und die Medienmacher, zusammen mit den Politentscheidern leben auf zwei unterschiedlichen, weit entfernten Planeten und keiner weiß vom anderen. Daß Ansichten und Lebenserfahrungen zu einem so objektiv bewertbaren Thema innerhalb einer Gesellschaft so weit auseinanderklaffen können, ist mehr als erstaunlich. Was aber werden Proteste ändern? Was haben die massiven Anstrengungen zur Aufklärung bisher erreicht? Drehen sich nicht die meisten Social Media-Kanäle im eigenen Dunstkreis?
Es ist ein Weckruf
https://www.youtube.com/watch?v=DGVkuufi_HA
Seitdem Udo Pollmer sein Format auf dem Deutschlandfunk verloren hat und nur noch über den Youtube-Kanal Das Eule seine Beiträge bringt, scheint sich auch seine Sprache verändert zu haben. Sie ist deutlicher, angreifender, schonungsloser, als man sie bisher kannte. Schonungslos geht er hier auch mit der ewigen Schönmalerei der Biolandwirtschaft gegenüber ihren konventionellen Kollegen vor. Ab der zweiten Hälfte seines Beitrages macht er die konventionellen Landwirte selbst für die Misere verantwortlich, die sich alles gefallen lassen und sich nicht dagegen wehren würden. Mir selbst haben diese Worte deutlich inneren Widerspruch und Provokation ausgelöst, da wir uns nun schon seit Jahren mit Händen und Füßen dagegen wehren und es am Ende immer schlimmer geworden ist. Nur wer es realistisch betrachtet: wir sind nur wenige unserer Zunft, die dies aktiv betreiben. Wir dürfen seine Vorwürfen hier keinesfalls als Angriff verstehen, vielmehr muss es ein Weckruf sein. Ein Weckruf an alle, die immer noch ameisenfleißig ihrem Tagwerk nachgehen und nur am Ess- und Stammtisch über den politisch-medialen Feldzug gegen uns Bauern meckern: geht raus und macht was: schreibt in den sozialen Netzwerken, ladet Gäste auf die Höfe, demonstriert, schreibt Leserbriefe, macht Spritzfenster, geht zu Euren Zeitungen, geht in die kommunalen Räte und Vorstände und seit offensiv (nicht aggressiv)! Es ist fünf nach zwölf!
Zucker adé
Ein weiterer wichtiger und seit fast 40 Jahren bewährter Wirkstoff für den Rübenanbau wird nun verboten. Sein Verwandter Phenmedipham wird es spätestens nächstes Jahr auch werden. In den vergangenen knapp 10 Jahren wurden inzwischen 75 % aller verfügbaren Pflanzenschutzwirkstoffe in der EU verboten. Neue kommen nicht hinzu, da die Zulassungbestimmungen in Europa das milliardenteure Zulassungsverfahren nahezu aussichtslos erscheinen lassen.
Gleichzeitig wurde ein neues Freihandelsabkommen mit den Rohrzuckerstaaten Süd- und Mittelamerikas geschlossen. Nachdem bereits insektizide Saatbeizen bei den Zuckerrüben verboten wurden, im nächsten Jahr mit weiteren massiven Einschränkungen zu rechnen ist, hat die Zuckerrübe jede Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Zuckerrohr verloren.
Für Niedersachsen wird das wohl schon in absehbarer Zeit das Ende der Zuckerproduktion mit ihren Standorten Uelzen, Schladen, Clauen und Nordstemmen bedeuten. Die Agrar(w)ende läuft bereits auf Hochtouren und wird wie die Energiewende, Mobilitätswende Deutschland nachhaltig massiv schaden.
Die Debatte nicht vergiften
https://amp.focus.de/politik/experten/feindbild-glyphosat-das-ist-reine-panikmache_id_9712906.html?
Das fordert Carina Konrad in ihrem sehr umfassenden und gut gemachten Artikel im Fokus. Hierbei geht es ihr um die wieder neu aufflammende Glyphosat-Diskussion. Sie zeigt, wie mit einer hochgradig fragwürdigen “Studie” wieder neue Panik geschürt und somit jegliche sachliche Debatte im Keim vergiftet werden soll. Fraglich bleibt, ob sie damit noch etwas erreichen wird, denn es scheint europaweit längst klar: nach Ende des jetzigen, verkürzten Zulassungszeitraumes wird Schluß sein mit diesem wichtigen Wirkstoff. Genau deshalb treten NGOs und Co jetzt noch einmal kräftig nach, damit das definitiv ist. Traurig aber wahr.
Lasst uns eine Hexe verbrennen!
Geregnet hat es immer noch nicht. Für den verstädterten Verbraucher ist das alles nur ein Randproblem, denn in unser heutigen Zeit muss, zumindest bei uns, deswegen niemand mehr hungern. Udo Pollmer fasst in seinem Format Mahlzeit auf den Deutschlandfunk zusammen, daß das bei früheren Dürren keine Selbstverständlichkeit war. Es fehlte schlicht an den Errungenschaften unserer heutigen Zeit, stattdessen verbrannte man halt einfach eine Hexe um zukünftigen Katastrophen vorzubeugen. Wie wenig effektiv das war, davon zeugten diesen Sommer viele Hungersteine jener fernen Zeiten , die in unseren trockengefallenen Flüssen zum Vorschein kamen. Geben wir unser bestes, daß solche Zeiten nicht mehr wiederkommen!
Eine Entscheidung der Vernunft
In der gesamten Glyphosatdebatte standen von Anfang an Multimillionen-Euro-Interessen gegen nüchterne Vernunft. Eine gewaltige Lobbymaschinerie hatte unablässig über ihr einflussreiches Netzwerk versucht Medien, Politik und Wissenschaft zu beeinsflussen und das teilweise sogar geschafft. Es war absehbar wohin die Reise geht, denn immerhin hing das elementare Geschäftskonzept vieler dieser Lobbygruppen maßgeblich von der Entscheidung über die Zukunft des Herbizides ab. Alle millionenschweren Kampagnen und aller Klüngelei im Hintergrund waren nun am Ende doch für umsonst, denn am Ende war es unser geschäftsführender Bundeslandwirtschaftsminister, der sich in dieser Phase des Machtvakuums an keine irgendwie gestalteten Vorgaben mehr hielt und das tat, was er einmal in seinem Amtseid geschworen hatte, er stimmte nach seinem Wissen und Gewissen für die Option, die am ehesten einen fruchtbaren Beitrag zum Wohle des Deutschen Volkes leisten und noch nicht kalkulierbaren Schaden von ihm abwenden würde. Diese Entscheidung wird ihm vermutlich die weitere politische Laufbahn kosten, darum sollte man ihm für seinen Mut umso mehr danken! Danke Herr Schmidt!
Ein Gefühl der Ohnmacht
Es ist offensichtlich, der Landblogger ist seit ein paar Monaten regelrecht verweist. Auch an anderen Fronten der landwirtschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit habe ich mich zuletzt, obwohl eine eigene Facebook-Seite für meinen Betrieb hinzukam, massiv zurückgezogen. Die Gründe sind einfach: auch meine Zeit und Kraft ist begrenzt und diese wurde in der vergangenen rund eineinhalb Jahren komplett durch Arbeit und Familiäres aufgezehrt. Es hat für die Seele auch etwas beruhigendes die elenden Debatten über die Landwirtschaft und unsere Wirtschaftsmethoden einfach einmal auszublenden. Nur leider verhält es sich hiermit genauso, wie mit jeder Art der Realitätsverweigerung: wenn man erwacht, findet man die alten Probleme genauso wieder, wie zuvor. Allein der Berg der alten Probleme hat sich während dieser Zeit noch weiter aufgetürmt und neue Probleme sind obendrein noch hinzugekommen.
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Die Bio-Ideologie
http://www.salonkolumnisten.com/ich-esse-kein-bio-mehr-2/
In dem zweiten Teil seines Artikels “Warum ich kein Bio esse” geht Ludger Weß auf die Salonkolumnisten der Ideologie hinter Bio nach. Unter anderem geht es dabei um die latente Rückwärtsgewandheit, die sich in den letzten Jahren noch verstärkte und daß man jene Inovationen, welche in den letzten fünfzig Jahren deutlich den Hunger in der Welt reduzierten nun am liebsten überall wieder verbannen möchte.
Ohne zu spritzen: geht das?
http://www.spektrum.de/wissen/geht-landwirtschaft-auch-ohne-pestizide/1429861
Dieser Frage geht Lars Fischer auf spektrum.de nach. Einige kleine Unreinheiten mögen ihm verziehen sein, u.a. wenn er den Versuch der biologischen Landwirtschaft auf synthetische Pflanzenschutzmittel zu verzichten erwähnt und dabei ausblendet, daß stattdessen jene Schwermetallsalze des 19. Jahrhunderts dafür dort wieder zur Anwendung kommen. Unterm Strich bleibt aber ein sehr gut zusammengefasster und auch für Laien gut verständlicher Artikel darüber, was moderner Pflanzenschutz bedeutet, ein Artikel den man getrost weiterverbreiten kann.