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Alle Jahre wieder: das Glypho-Bier

Der Focus hat es diesmal getan: er berichtet über angebliche Glyphosatfunde in konventionellen Bieren. Wie schon bei den etwa gleichlautenden Meldungen der vergangenen Jahre, wird weder danach gefragt ob das was gefunden wurde überhaupt eine Relevanz hat, noch ob wo das Glyphosat eigentlich herkommen soll. Selbst zur schon lange nicht mehr zulässigen Sikkation macht dieses Totalherbizid keinen Sinn in Braugerste. Vielmehr müsste hinterfragt werden, was eigentlich gefunden wurde? Denn Glyphosat selbst ist sehr instabil, weshalb man in der Regel sein Abbauprodukt AMPA nachweist. Da dieses aber auch das Abbauprodukt vieler Spülmittelbestandteile ist, könnte das angebliche Glyphosat tatsächlich eher die fehlerhafte Spülmaschine der Brauerei sein. Doch das ist vielen Qualitätsjournalisten offenbar zu kompliziert.

https://amp-focus-de.cdn.ampproject.org/v/s/amp.focus.de/panorama/oeko-test-bei-zwoelf-biersorten-trinken-sie-glyphosat-mit_id_166713247.html?amp_gsa=1&amp_js_v=a9&usqp=mq331AQKKAFQArABIIACAw%3D%3D#amp_tf=Von%20%251%24s&aoh=16662480823930&referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com&ampshare=https%3A%2F%2Fwww.focus.de%2Fpanorama%2Flaut-oeko-test-bei-zwoelf-biersorten-trinken-sie-glyphosat-mit_id_166713247.html

Dorf ist, wo die Nazis sind

https://youtu.be/LsA5a2f5H64

Augstein und Blome soll wohl der Versuch des Öffentlich-rechtlichen sein, dem Gebührenzahler seine Ausgewogenheit vorzugauckeln. Doch mehr als ein misslungener Versuch eines rechts-links Streitgespräches ist dort nie rausgekommen, wie diese, aus meiner Sicht besonders misslungene Folge, bestens präsentiert.

“Dorf ist dort wo alle wegwollen, weil dort nur noch Nazis sind.”, haut Spiegel-Erbe Augstein raus, der dabei selbst, kostümiert im schwarzen Kampfanzug faschistischer Schlägertrupps der Städte unserer Zeit, auftritt. Alles was die abgehängten auf dem Lande benötigten sei Geld. Das passt doch hervorragend zur Diskussion die “Bauernmilliarde”. Wirklich sinnvolles weiß Herr Blome darauf auch nicht zu entgegnen, auch wenn er immer wieder sein eigene Ländlichkeit mit geringer Glkaubwürdigkeit zu betonen versucht.

Nein, es braucht nicht primär Geld auf dem Lande und die Überheblichkeit der verstädterten Bevölkerung ist auch kein neues Phänomen. Beindruckend wie beide Duellanten den Kern des Problems umschiffen, und zwar wie immer neue Gesetze, Vorschriften und Standarts das Leben auf dem Land zunehmends unmöglich machen. Viele Bäckereien, Schlachtereien, Kaufmannsläden haben nicht primär aus Kundenmangel schließen müssen, sondern weil die Kosten immer neuer Auflagen sich aus ihren begrenzten Umsätzen nicht mehr tragen ließen. An diesem Punkt ist jetzt die Landwirtschaft angelangt und an diesem Punktsind jene angelangt, die täglich große Strecken fahren müssen und hierfür zukünftig ordentliche CO2-Aufschläge blechen dürfen.

In der Summe: dieses Streitgespräch kann man sich sparen!

Von zwei fernen Planeten?

Grade liegt die letzte Ausgabe unserer landwirtschaftlichhen Wochenzeitung vor mir. Titelthema: wie kriege ich als Rinderhalter jedes geborene Kalb -und sei es noch so schwach- erfolgreich gerettet und aufgepeppelt.

Gleichzeitig laufen Kampagnen der NGOs, daß zigtausende Kälber jedes Jahr einfach totgeschlage oder durch Vernachlässigung umgebracht würden, weil man sie in der “Milchindustrie” nicht bräuchte.

Agritechnica Mitte November: wie in den vergangenen Jahren, war auch dieses Jahr Gülletechnik wieder ein großer Schwerpunkt. Es wird gigantischer technischer Aufwand betrieben um den Dünger und Rohstoff Gülle (Gärreste, etc) so effizient wie möglich auszubringen. Die Gedankengrundlage der wiederholten Änderung der Düngeverordnung lautet: es gibt zu viel Gülle, die primitiv und achtlos auf unseren Äckern entsorgt würde.

Neuste Statistikzahlen: 17 % weniger Pflanzennschutzmittelabsatz. Das Agrarpaket der Bundesregierung sagt, es würde zu viel und immer mehr gespritzt. Der Einsatz müsse massiv beschränkt werden.

“Ich würde ja mehr für’s Fleisch bezahlen, wenn ich denn könnte!”, diesen scheinheiligen Spruch hört man gerne von Vertretern des links-grünen Millieus. Trotzdem bleibt Fleisch mit Bio-, Tierwohl- und sonstwas -Siegeln wie Blei in den Kühlregalen liegen. Jetzt geben die Tageszeitungen aber Entwarnung: trotz der erhöhten Schweinefleischnachfrage aus China ist nicht mit nennenswerten Preissteigerungen für den Verbraucher zu rechnen.

Ich könnte die Liste noch weiterführen. Es wird mir immer klarer: wir Landwirte und die Medienmacher, zusammen mit den Politentscheidern leben auf zwei unterschiedlichen, weit entfernten Planeten und keiner weiß vom anderen. Daß Ansichten und Lebenserfahrungen zu einem so objektiv bewertbaren Thema innerhalb einer Gesellschaft so weit auseinanderklaffen können, ist mehr als erstaunlich. Was aber werden Proteste ändern? Was haben die massiven Anstrengungen zur Aufklärung bisher erreicht? Drehen sich nicht die meisten Social Media-Kanäle im eigenen Dunstkreis?

Nicht nur schwarz-weiß

https://m.faz.net/aktuell/rhein-main/oeko-anbau-bio-bauer-spricht-ueber-schwierige-bedingungen-16307280-p2.html

Bio ist gut, zukunftsweisend, unfehlbar, emotional. Konventionell hingegen ist kalt, profitgierig schädlich. So zumindest kommt einen das etablierte Narrativ unserer Medien vor, wenn sie über unsere Landwirtschaft berichten. Für die FAZ gilt das bei diesem Artikel nicht. Sie löste sich aus diesem Tunnelblick und zeigt einen Biobetrieb mit seinen ganz alltäglichen Sorgen. Bemerkenswert ist, daß hier zur Sprache kommt, daß das vieles nur mit billigen und vor allem willigen Arbeitskräften aus Südosteuropa möglich ist. Während sich die Bioklientel gerne über die angebliche Ausbeutung an bösen konventionellen Schlachthöfen echauffiert, spielt dies in der Produktion ihres bessere-Welt-Gemüses keine Rolle. Vielmehr noch, wird es als das besondere Qualitätsmerkmal gesehen. Vermutlich würden solche Schwärmer nicht einen halben Tag der üblichen Plaggerei durchhalten. Wer einmal gesehen hat, wie Dutzende Arbeiter wochenlang bäuchlings auf dem Gurkenflieger liegen um mit ihren Finger Unkraut aus Gemüsekulturen zu zupfen, muss sich wirklich die Frage stellen, ob solche Arbeiten einer entwickelten Industrienation würdig sind. Wir diskutieren über irrwitzigste Arbeitsschutzvorschriften, schauen aber weg, wenn vor unserer Haustür Knochenarbeit und körperlichen Verschleiß für ein Lifestyleprodukt abverlangt wird!

Mit den oft undurchsichtigen Subunternehmerstrukturen der Schlachtereien wird sicher vieles nicht korrekt ablaufen, die Beschäftigungsbedingungen scheinen aber immer noch weitaus besser als in den Heimatländern der Arbeiter zu sein. Wäre dies nicht dee Fall, ihre Posten an den Fließbändern hier wären schon längst verwaist. Daß sich hingegen in der (Bio)Landwirtschaft immer weniger Menschen für die Knüppelarbeit finden und man schon begierig außerhalb der EU nach willigen Arbeitern Ausschau hält, sollte einem da umso mehr zu denken geben.

Es ist ein Weckruf

https://www.youtube.com/watch?v=DGVkuufi_HA

Seitdem Udo Pollmer sein Format auf dem Deutschlandfunk verloren hat und nur noch über den Youtube-Kanal Das Eule seine Beiträge bringt, scheint sich auch seine Sprache verändert zu haben. Sie ist deutlicher, angreifender, schonungsloser, als man sie bisher kannte. Schonungslos  geht er hier auch mit der ewigen Schönmalerei der Biolandwirtschaft gegenüber ihren konventionellen Kollegen vor. Ab der zweiten Hälfte seines Beitrages macht er die konventionellen Landwirte selbst für die Misere verantwortlich, die sich alles gefallen lassen und sich nicht dagegen wehren würden. Mir selbst haben diese Worte deutlich inneren Widerspruch und Provokation ausgelöst, da wir uns nun schon seit Jahren mit Händen und Füßen dagegen wehren und es am Ende immer schlimmer geworden ist. Nur wer es realistisch betrachtet: wir sind nur wenige unserer Zunft, die dies aktiv betreiben. Wir dürfen seine Vorwürfen hier keinesfalls als Angriff verstehen, vielmehr muss es ein Weckruf sein. Ein Weckruf an alle, die immer noch ameisenfleißig ihrem Tagwerk nachgehen und nur am Ess- und Stammtisch über den politisch-medialen Feldzug gegen uns Bauern meckern: geht raus und macht was: schreibt in den sozialen Netzwerken, ladet Gäste auf die Höfe, demonstriert, schreibt Leserbriefe, macht Spritzfenster, geht zu Euren Zeitungen, geht in die kommunalen Räte und Vorstände und seit offensiv (nicht aggressiv)! Es ist fünf nach zwölf!

Vom leisen Sterben der Höfe….

http://m.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Landwirtschaft-Ein-Sauenhalter-aus-der-Region-Hannover-gibt-auf

Eindrucksvoll schildert Bert Strebe in diesem Artikel der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung das Aus eines Sauenbetriebes. Ein Schicksal, daß sich in den nächsten Monaten und Jahren tausendfach wiederholen wird. Auf die Gründe wird hierbei auch ausführlich eingegangen. Es bleibt auch nicht unerwähnt, daß neben den Vorschriften und Vorgaben, es die ständige öffentliche Verunglimpfung ist, die viele Bauern dazu beweg ihre Betriebe, oder zumindest die Tierhaltung aufgeben zu wollen. Ein Artikel der zum Nachdenken anregen sollte!

Die Schere für den Geschmack

https://www.sueddeutsche.de/wissen/lebensmittel-gentech-mit-geschmack-1.4157458

In einem für die Süddeutsche Zeitung überraschend sachlichen und wertneutralen Artikel, beschreibt Katrin Zinkant, wie sich mit der genschere Crispr-CAS der Geschmack von Tomaten verbessern lässt. Es ist in gewisser Weise schon traurig zu lesen, daß allein der Geschmacks als Nutzen für den Verbraucher gesehen wird. Verminderte Gehalte an Mykotoxin und anderen schädlichen Stoffen, die sich ebenfalls durch Crispr-CAS erreichen lassen, spielen in der Wahrnehmung von Medien und Verbraucher leider keine Rolle. Stattdessen wird eine zukunftsweisende Technik, wie sie Crispr-CAS ohne Frage darstellt, für den europäischen Raum de facto verboten.

Faszinierend widersprüchlich

http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/rheinhessen/agrartage-in-nieder-olm-die-glaubwuerdigkeit-der-landwirtschaft-in-zeiten-von-fake-news_18474364.htm

so beschreibt Dr. Johannes Simons von der Universität Bonn den Verbraucher. Torben Schröder von der  Allgemeine Zeitung berichtet in seinem Artikel von einer Podiumsdiskussion, die sich dem Thema “Glaubwürdigkeit der Landwirtschaft in Zeiten von “Fake News”” widmete.  Wichtigste Schlussfolgerung dieser Debatte: viele Widersprüche lassen sich nicht aufheben, man muss versuchen mit ihnen zu leben. Jedoch werden die Widersprüchlichkeiten des Verbrauchers bewusst von NGOs und Medien für ihre Zwecke genutzt. Wir Landwirte können das nur in den Griff bekommen, wenn wir unsere Arbeit konsequent erklären. Keine neue Erkenntnis, sondern ein sich wiederholender Apell.

Ein Gefühl der Ohnmacht

Es ist offensichtlich, der Landblogger ist seit ein paar Monaten regelrecht verweist. Auch an anderen Fronten der landwirtschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit habe ich mich zuletzt, obwohl eine eigene Facebook-Seite für meinen Betrieb hinzukam, massiv zurückgezogen. Die Gründe sind einfach: auch meine Zeit und Kraft ist begrenzt und diese wurde in der vergangenen rund eineinhalb Jahren komplett durch Arbeit und Familiäres aufgezehrt. Es hat für die Seele auch etwas beruhigendes die elenden Debatten über die Landwirtschaft und unsere Wirtschaftsmethoden einfach einmal auszublenden. Nur leider verhält es sich hiermit genauso, wie mit jeder Art der Realitätsverweigerung: wenn man erwacht, findet man die alten Probleme genauso wieder, wie zuvor. Allein der Berg der alten Probleme hat sich während dieser Zeit noch weiter aufgetürmt und neue Probleme sind obendrein noch hinzugekommen.

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Bauernsterben

http://www.zeit.de/2016/50/selbstmorde-schweizer-kanton-waadt-bauernpfarrer

Zu diesem Artikel könnte ich einigea schreiben und ausführen, doch meines Erachtens nach, würde nichts dem was dort beschrieben steht gerecht werden. Die Gesellschaft, aber allen voran Politik und Medien sollten diesen Artikel einmal auf sich wirken lassen und einmal darüber nachdenken, welchen Umgang man derzeit mit uns Bauern in der Öffentlichkeit pflegt.