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Von zwei fernen Planeten?

Grade liegt die letzte Ausgabe unserer landwirtschaftlichhen Wochenzeitung vor mir. Titelthema: wie kriege ich als Rinderhalter jedes geborene Kalb -und sei es noch so schwach- erfolgreich gerettet und aufgepeppelt.

Gleichzeitig laufen Kampagnen der NGOs, daß zigtausende Kälber jedes Jahr einfach totgeschlage oder durch Vernachlässigung umgebracht würden, weil man sie in der “Milchindustrie” nicht bräuchte.

Agritechnica Mitte November: wie in den vergangenen Jahren, war auch dieses Jahr Gülletechnik wieder ein großer Schwerpunkt. Es wird gigantischer technischer Aufwand betrieben um den Dünger und Rohstoff Gülle (Gärreste, etc) so effizient wie möglich auszubringen. Die Gedankengrundlage der wiederholten Änderung der Düngeverordnung lautet: es gibt zu viel Gülle, die primitiv und achtlos auf unseren Äckern entsorgt würde.

Neuste Statistikzahlen: 17 % weniger Pflanzennschutzmittelabsatz. Das Agrarpaket der Bundesregierung sagt, es würde zu viel und immer mehr gespritzt. Der Einsatz müsse massiv beschränkt werden.

“Ich würde ja mehr für’s Fleisch bezahlen, wenn ich denn könnte!”, diesen scheinheiligen Spruch hört man gerne von Vertretern des links-grünen Millieus. Trotzdem bleibt Fleisch mit Bio-, Tierwohl- und sonstwas -Siegeln wie Blei in den Kühlregalen liegen. Jetzt geben die Tageszeitungen aber Entwarnung: trotz der erhöhten Schweinefleischnachfrage aus China ist nicht mit nennenswerten Preissteigerungen für den Verbraucher zu rechnen.

Ich könnte die Liste noch weiterführen. Es wird mir immer klarer: wir Landwirte und die Medienmacher, zusammen mit den Politentscheidern leben auf zwei unterschiedlichen, weit entfernten Planeten und keiner weiß vom anderen. Daß Ansichten und Lebenserfahrungen zu einem so objektiv bewertbaren Thema innerhalb einer Gesellschaft so weit auseinanderklaffen können, ist mehr als erstaunlich. Was aber werden Proteste ändern? Was haben die massiven Anstrengungen zur Aufklärung bisher erreicht? Drehen sich nicht die meisten Social Media-Kanäle im eigenen Dunstkreis?

Es ist ein Weckruf

https://www.youtube.com/watch?v=DGVkuufi_HA

Seitdem Udo Pollmer sein Format auf dem Deutschlandfunk verloren hat und nur noch über den Youtube-Kanal Das Eule seine Beiträge bringt, scheint sich auch seine Sprache verändert zu haben. Sie ist deutlicher, angreifender, schonungsloser, als man sie bisher kannte. Schonungslos  geht er hier auch mit der ewigen Schönmalerei der Biolandwirtschaft gegenüber ihren konventionellen Kollegen vor. Ab der zweiten Hälfte seines Beitrages macht er die konventionellen Landwirte selbst für die Misere verantwortlich, die sich alles gefallen lassen und sich nicht dagegen wehren würden. Mir selbst haben diese Worte deutlich inneren Widerspruch und Provokation ausgelöst, da wir uns nun schon seit Jahren mit Händen und Füßen dagegen wehren und es am Ende immer schlimmer geworden ist. Nur wer es realistisch betrachtet: wir sind nur wenige unserer Zunft, die dies aktiv betreiben. Wir dürfen seine Vorwürfen hier keinesfalls als Angriff verstehen, vielmehr muss es ein Weckruf sein. Ein Weckruf an alle, die immer noch ameisenfleißig ihrem Tagwerk nachgehen und nur am Ess- und Stammtisch über den politisch-medialen Feldzug gegen uns Bauern meckern: geht raus und macht was: schreibt in den sozialen Netzwerken, ladet Gäste auf die Höfe, demonstriert, schreibt Leserbriefe, macht Spritzfenster, geht zu Euren Zeitungen, geht in die kommunalen Räte und Vorstände und seit offensiv (nicht aggressiv)! Es ist fünf nach zwölf!

Faszinierend widersprüchlich

http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/rheinhessen/agrartage-in-nieder-olm-die-glaubwuerdigkeit-der-landwirtschaft-in-zeiten-von-fake-news_18474364.htm

so beschreibt Dr. Johannes Simons von der Universität Bonn den Verbraucher. Torben Schröder von der  Allgemeine Zeitung berichtet in seinem Artikel von einer Podiumsdiskussion, die sich dem Thema “Glaubwürdigkeit der Landwirtschaft in Zeiten von “Fake News”” widmete.  Wichtigste Schlussfolgerung dieser Debatte: viele Widersprüche lassen sich nicht aufheben, man muss versuchen mit ihnen zu leben. Jedoch werden die Widersprüchlichkeiten des Verbrauchers bewusst von NGOs und Medien für ihre Zwecke genutzt. Wir Landwirte können das nur in den Griff bekommen, wenn wir unsere Arbeit konsequent erklären. Keine neue Erkenntnis, sondern ein sich wiederholender Apell.

Ein Gefühl der Ohnmacht

Es ist offensichtlich, der Landblogger ist seit ein paar Monaten regelrecht verweist. Auch an anderen Fronten der landwirtschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit habe ich mich zuletzt, obwohl eine eigene Facebook-Seite für meinen Betrieb hinzukam, massiv zurückgezogen. Die Gründe sind einfach: auch meine Zeit und Kraft ist begrenzt und diese wurde in der vergangenen rund eineinhalb Jahren komplett durch Arbeit und Familiäres aufgezehrt. Es hat für die Seele auch etwas beruhigendes die elenden Debatten über die Landwirtschaft und unsere Wirtschaftsmethoden einfach einmal auszublenden. Nur leider verhält es sich hiermit genauso, wie mit jeder Art der Realitätsverweigerung: wenn man erwacht, findet man die alten Probleme genauso wieder, wie zuvor. Allein der Berg der alten Probleme hat sich während dieser Zeit noch weiter aufgetürmt und neue Probleme sind obendrein noch hinzugekommen.

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Erntedank, Gelegenheit für einen Rückblick

Tatsächlich ist es nun schon länger her, dass ich das letzte Mal hier etwas geschrieben habe. Der heutige Tag, das Erntedankfest, gibt mir jedoch Anlass doch einmal Rückblick zu halten. Auch wenn es nicht meine Art ist, hier persönliche weltanschauliche und politische Position zu beziehen, die nicht direkt die Landwirtschaft betreffen, werde ich heute an manchen Stellen nicht drumherum kommen. Persönlich möchte ich mich eigentlich nicht als fromm bezeichnen, dennoch spielt der christlich-lutherische Glaube in meinem täglichen Leben und Arbeiten eine entscheidende Rolle.

Erntedank Altar

Gerade die landwirtschaftliche Tätigkeit ist in mehrfacher Hinsicht eine Arbeit, die für mich eng mit dem Glauben verwoben ist. Das betrifft auf der einen Seite ganz klar das Wunder der Schöpfung, dass wir alltäglich von der Aussaat bis zur Ernte in unserer Arbeit miterleben dürfen. Daß wir dabei trotz allem wissenschaftlichen Fortschritt am Ende immer noch auf Gottes Gnade angewiesen sind, hat uns besonders die zurückliegende Ernte gezeigt. So sind hier bei uns immer noch Getreideschläge zu finden, die bis jetzt nicht befahren und beerntet wurden konnten. Hier zeigt sich, wie absurd die alte sozialistische Losung „Ohne Gott und  Sonnenschein fahren wir die Ernte ein!“ war. Auch heutzutage haben wir allen Grund an Erntedank, dankbar zu sein.

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Von falscher Romantik

https://www.welt.de/politik/deutschland/article158503643/So-leiden-Bauern-unter-falscher-Weiden-Romantik.html

Für viele steht es fest, daß es die Blumenwiesenidylle vieler Werbebeiträge ist, welche den Verbrauchern ein falsches Bild unserer Landwirtschaft vermittelt. Dieser Artikel von Claudia Ehrenstein in der Welt widmet sich diesem Thema. Ob dabei Missstände versteckt werden, wie es auch in dem Artikel NGO-Aktivisten behaupten, hinterfragt die Autorin. Grade moderne Technologien könnten helfen das Tierwohl in den Ställen weiter zu steigern. Das es unseren Tieren derzeit schon alles andere als schlecht geht, bleibt dabei auch nicht unerwähnt. Kernproblen sei das geringe Wissen der Verbraucher über die moderne Landwirtschaft, was sicher auch in der falschen Idyllisierung seine Ursache habe.

Lasst uns unsere Geschichte erzählen

​http://m.faz.net/aktuell/feuilleton/lebensmittel-industrie-ernaehrung-bekommt-jetzt-mehr-gewicht-14349599.html

Essen scheint für viele von uns eine ganz profane Angelegenheit zu sein, ebend die täglich Nahrungsaufnahme ala Grundlage zum Weiterleben. Vielleicht ist es genau dieser Aspekt, der scheinbar breite Trennlinie zwischen Landwirtschaft und Verbraucher zieht. Das legt zumindest dieser Artikel von Melanie Mühl in der Frankfurter Allgemeinen nahe, denn das “urbane” Millieu unserer verstädterten Gesellschaft sucht etwas anderes im Essen als nur den reinen Nährwert. Beruflich wie privat in einer großteils künstlichen und digitalisierten Welt unterwegs, sehnt man sich zu der handwerklichen Einfachkeit vergangener Tage zurück. Craft Beer lautet eines der Stichworte und der im Artikel beschriebene Lifestyle-Schlachter belegt eindrucksvoll, daß auch Fleischgenuss alles andere als unhipp ist. Vielleicht hat das urbane Millieu noch ein Problem: sie sind im Prinzip furchtbar uniform und ihr Lebenswandel stinkenlangweilig, so daß sie ihren Partnern, Freunden und Bekannten keine spannendere Geschichten als die Herkunft ihres Essens erzählen können.

Doch was heißt das konkret für uns Landwirte? Eigentlich nur Positives, sofern wie diese Zeichen der Zeit zu erkennen lernen. Im Prinzip bietet die moderne bäuerliche Landwirtschaft alles wonach sich die urbane Jugend sehnt: Handwerk, Tradition, spannende Geschichten, Moderne, Digitalisierung, Identifikation, etc.

Es gibt schon einige die das verstanden haben, aber offensichtlich nicht genügend, daß die Landwirtschaft als Ganzes Teil dieses Hypes geworden wäre. Denn eines ist das urbane Millieu auch: informiert! Ein paar Klicks reichen um via Google und Wiki Antworten auf alle Fragen der Welt zu bekommen, auch wenn diese oft Substanz vermissen lassen. Meinungen können aber nur durch die Informationen beeinflusst werden, welche auch gefunden werden. Also verstecken wir uns nicht weiter, sondern lasst uns unsere Geschichten erzählen, ansonsten macht es wer anderes für uns!

Schluss mit der Rumtrampelei

http://volksfreund.de/nachrichten/region/wittlich/aktuell/Heute-in-der-Wittlicher-Zeitung-Ich-bin-es-satt-dass-man-auf-uns-rumtrampelt;art8137,4380291
Christoph Strouvelle berichtet in diesem Artikel des Volksfreund von der Mitgliederversammlung des Kreisbauernverbandes Bernkastel-Wittlich. Vom Grundprinzip eine regionale Kleinigkeit, wären da nicht die deutlichen Worte die der Vorsitzende zur Eröffnung fand und die der Autor direkt zu Anfang seines Artikel wirken lässt. Es seien nicht nur die verfallenden Preise die der Landwirtschaft zu schaffen machen, er habe es satt, daß ständig von allen Seiten auf einem herumgetrampelt wird. Schade das die Verbreitung dieser Regionalmeldung vermutlich weitestgehend regional bleiben wird, schildert er doch klar in welcher Lage und Gemütszustand sich die deutsche Landwirtschaft derzeit befindet.

Warum spritzen wir eigentlich?

Die Frage mag den landwirtschaftlichen Praktiker unter den Lesern erstaunen, könnte er doch nach guter fachlicher Praxis sofort Diagnosen, Schadschwellen, Ertrags- und Qualitätseinbußen runterbeten. Doch das ist nicht die Antwort auf die Frage!

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