Schlagwort-Archive: Agrarpolitik

Verbieten und woanders zukaufen

Wie so oft bringt es Christian Lohmeyer hier treffend auf den Punkt. Wir verbieten mehr und mehr Produktionsweisen bei uns in Deutschland und kaufen und dann Lebensmittel aus dem Ausland zu, die unter genau diesen Bedingungen produziert wurden. Dabei spielt nicht einmal eine Rolle, ob ein hier verbotenes Pflanzenschutzmittel tatsächlich gesundheitsgefährdente Rückstände in der importierten Ware hinterlässt. Das alles geht nur so lange gut, wie unsere volkswirtschaftliche Kaufkraft und ein reibungsloser Welthandel uns diesen Import ermöglichen. Daß das nicht selbstverständlich ist, merken wir aber bereits dieser Tage.

https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=4244291232353658&id=100003184682039

Dorf ist, wo die Nazis sind

https://youtu.be/LsA5a2f5H64

Augstein und Blome soll wohl der Versuch des Öffentlich-rechtlichen sein, dem Gebührenzahler seine Ausgewogenheit vorzugauckeln. Doch mehr als ein misslungener Versuch eines rechts-links Streitgespräches ist dort nie rausgekommen, wie diese, aus meiner Sicht besonders misslungene Folge, bestens präsentiert.

“Dorf ist dort wo alle wegwollen, weil dort nur noch Nazis sind.”, haut Spiegel-Erbe Augstein raus, der dabei selbst, kostümiert im schwarzen Kampfanzug faschistischer Schlägertrupps der Städte unserer Zeit, auftritt. Alles was die abgehängten auf dem Lande benötigten sei Geld. Das passt doch hervorragend zur Diskussion die “Bauernmilliarde”. Wirklich sinnvolles weiß Herr Blome darauf auch nicht zu entgegnen, auch wenn er immer wieder sein eigene Ländlichkeit mit geringer Glkaubwürdigkeit zu betonen versucht.

Nein, es braucht nicht primär Geld auf dem Lande und die Überheblichkeit der verstädterten Bevölkerung ist auch kein neues Phänomen. Beindruckend wie beide Duellanten den Kern des Problems umschiffen, und zwar wie immer neue Gesetze, Vorschriften und Standarts das Leben auf dem Land zunehmends unmöglich machen. Viele Bäckereien, Schlachtereien, Kaufmannsläden haben nicht primär aus Kundenmangel schließen müssen, sondern weil die Kosten immer neuer Auflagen sich aus ihren begrenzten Umsätzen nicht mehr tragen ließen. An diesem Punkt ist jetzt die Landwirtschaft angelangt und an diesem Punktsind jene angelangt, die täglich große Strecken fahren müssen und hierfür zukünftig ordentliche CO2-Aufschläge blechen dürfen.

In der Summe: dieses Streitgespräch kann man sich sparen!

Von zwei fernen Planeten?

Grade liegt die letzte Ausgabe unserer landwirtschaftlichhen Wochenzeitung vor mir. Titelthema: wie kriege ich als Rinderhalter jedes geborene Kalb -und sei es noch so schwach- erfolgreich gerettet und aufgepeppelt.

Gleichzeitig laufen Kampagnen der NGOs, daß zigtausende Kälber jedes Jahr einfach totgeschlage oder durch Vernachlässigung umgebracht würden, weil man sie in der “Milchindustrie” nicht bräuchte.

Agritechnica Mitte November: wie in den vergangenen Jahren, war auch dieses Jahr Gülletechnik wieder ein großer Schwerpunkt. Es wird gigantischer technischer Aufwand betrieben um den Dünger und Rohstoff Gülle (Gärreste, etc) so effizient wie möglich auszubringen. Die Gedankengrundlage der wiederholten Änderung der Düngeverordnung lautet: es gibt zu viel Gülle, die primitiv und achtlos auf unseren Äckern entsorgt würde.

Neuste Statistikzahlen: 17 % weniger Pflanzennschutzmittelabsatz. Das Agrarpaket der Bundesregierung sagt, es würde zu viel und immer mehr gespritzt. Der Einsatz müsse massiv beschränkt werden.

“Ich würde ja mehr für’s Fleisch bezahlen, wenn ich denn könnte!”, diesen scheinheiligen Spruch hört man gerne von Vertretern des links-grünen Millieus. Trotzdem bleibt Fleisch mit Bio-, Tierwohl- und sonstwas -Siegeln wie Blei in den Kühlregalen liegen. Jetzt geben die Tageszeitungen aber Entwarnung: trotz der erhöhten Schweinefleischnachfrage aus China ist nicht mit nennenswerten Preissteigerungen für den Verbraucher zu rechnen.

Ich könnte die Liste noch weiterführen. Es wird mir immer klarer: wir Landwirte und die Medienmacher, zusammen mit den Politentscheidern leben auf zwei unterschiedlichen, weit entfernten Planeten und keiner weiß vom anderen. Daß Ansichten und Lebenserfahrungen zu einem so objektiv bewertbaren Thema innerhalb einer Gesellschaft so weit auseinanderklaffen können, ist mehr als erstaunlich. Was aber werden Proteste ändern? Was haben die massiven Anstrengungen zur Aufklärung bisher erreicht? Drehen sich nicht die meisten Social Media-Kanäle im eigenen Dunstkreis?

Nicht nur schwarz-weiß

https://m.faz.net/aktuell/rhein-main/oeko-anbau-bio-bauer-spricht-ueber-schwierige-bedingungen-16307280-p2.html

Bio ist gut, zukunftsweisend, unfehlbar, emotional. Konventionell hingegen ist kalt, profitgierig schädlich. So zumindest kommt einen das etablierte Narrativ unserer Medien vor, wenn sie über unsere Landwirtschaft berichten. Für die FAZ gilt das bei diesem Artikel nicht. Sie löste sich aus diesem Tunnelblick und zeigt einen Biobetrieb mit seinen ganz alltäglichen Sorgen. Bemerkenswert ist, daß hier zur Sprache kommt, daß das vieles nur mit billigen und vor allem willigen Arbeitskräften aus Südosteuropa möglich ist. Während sich die Bioklientel gerne über die angebliche Ausbeutung an bösen konventionellen Schlachthöfen echauffiert, spielt dies in der Produktion ihres bessere-Welt-Gemüses keine Rolle. Vielmehr noch, wird es als das besondere Qualitätsmerkmal gesehen. Vermutlich würden solche Schwärmer nicht einen halben Tag der üblichen Plaggerei durchhalten. Wer einmal gesehen hat, wie Dutzende Arbeiter wochenlang bäuchlings auf dem Gurkenflieger liegen um mit ihren Finger Unkraut aus Gemüsekulturen zu zupfen, muss sich wirklich die Frage stellen, ob solche Arbeiten einer entwickelten Industrienation würdig sind. Wir diskutieren über irrwitzigste Arbeitsschutzvorschriften, schauen aber weg, wenn vor unserer Haustür Knochenarbeit und körperlichen Verschleiß für ein Lifestyleprodukt abverlangt wird!

Mit den oft undurchsichtigen Subunternehmerstrukturen der Schlachtereien wird sicher vieles nicht korrekt ablaufen, die Beschäftigungsbedingungen scheinen aber immer noch weitaus besser als in den Heimatländern der Arbeiter zu sein. Wäre dies nicht dee Fall, ihre Posten an den Fließbändern hier wären schon längst verwaist. Daß sich hingegen in der (Bio)Landwirtschaft immer weniger Menschen für die Knüppelarbeit finden und man schon begierig außerhalb der EU nach willigen Arbeitern Ausschau hält, sollte einem da umso mehr zu denken geben.

Es ist ein Weckruf

https://www.youtube.com/watch?v=DGVkuufi_HA

Seitdem Udo Pollmer sein Format auf dem Deutschlandfunk verloren hat und nur noch über den Youtube-Kanal Das Eule seine Beiträge bringt, scheint sich auch seine Sprache verändert zu haben. Sie ist deutlicher, angreifender, schonungsloser, als man sie bisher kannte. Schonungslos  geht er hier auch mit der ewigen Schönmalerei der Biolandwirtschaft gegenüber ihren konventionellen Kollegen vor. Ab der zweiten Hälfte seines Beitrages macht er die konventionellen Landwirte selbst für die Misere verantwortlich, die sich alles gefallen lassen und sich nicht dagegen wehren würden. Mir selbst haben diese Worte deutlich inneren Widerspruch und Provokation ausgelöst, da wir uns nun schon seit Jahren mit Händen und Füßen dagegen wehren und es am Ende immer schlimmer geworden ist. Nur wer es realistisch betrachtet: wir sind nur wenige unserer Zunft, die dies aktiv betreiben. Wir dürfen seine Vorwürfen hier keinesfalls als Angriff verstehen, vielmehr muss es ein Weckruf sein. Ein Weckruf an alle, die immer noch ameisenfleißig ihrem Tagwerk nachgehen und nur am Ess- und Stammtisch über den politisch-medialen Feldzug gegen uns Bauern meckern: geht raus und macht was: schreibt in den sozialen Netzwerken, ladet Gäste auf die Höfe, demonstriert, schreibt Leserbriefe, macht Spritzfenster, geht zu Euren Zeitungen, geht in die kommunalen Räte und Vorstände und seit offensiv (nicht aggressiv)! Es ist fünf nach zwölf!

Zucker adé

https://www.agrarheute.com/pflanze/zuckerrueben/ruebenherbizid-desmedipham-verboten-keine-hamsterkaeufe-555043?utm_campaign=ah-mo-fr&utm_source=agrarheute&utm_medium=newsletter&utm_term=2019-07-05

Ein weiterer wichtiger und seit fast 40 Jahren bewährter Wirkstoff für den Rübenanbau wird nun verboten. Sein Verwandter Phenmedipham wird es spätestens nächstes Jahr auch werden. In den vergangenen knapp 10 Jahren wurden inzwischen 75 % aller verfügbaren Pflanzenschutzwirkstoffe in der EU verboten. Neue kommen nicht hinzu, da die Zulassungbestimmungen in Europa das milliardenteure Zulassungsverfahren nahezu aussichtslos erscheinen lassen.

Gleichzeitig wurde ein neues Freihandelsabkommen mit den Rohrzuckerstaaten Süd- und Mittelamerikas geschlossen. Nachdem bereits insektizide Saatbeizen bei den Zuckerrüben verboten wurden, im nächsten Jahr mit weiteren massiven Einschränkungen zu rechnen ist, hat die Zuckerrübe jede Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Zuckerrohr verloren.

Für Niedersachsen wird das wohl schon in absehbarer Zeit das Ende der Zuckerproduktion mit ihren Standorten Uelzen, Schladen, Clauen und Nordstemmen bedeuten. Die Agrar(w)ende läuft bereits auf Hochtouren und wird wie die Energiewende, Mobilitätswende Deutschland nachhaltig massiv schaden.

Keiner weiß was, aber jeder hat seine Meinung

http://www.greifvogelhilfe.de/gedanken-zum-kuekenschreddern/

So könnte man die Debatte um das so genannte “Kükenschreddern” bezeichnen. So etwas wie einen Kükenschredder gibt es durchaus, nur offensichtlich wird dieser, zumindest in Deutschland, nicht eingesetzt, denn die so oft genannten 45 Millionen männlichen Eintagsküken, die jährlich kurz nach dem Schlüpfen getötet werden dienen fast vollständig der Ernährung von Zoo- und Heimtieren. Hierzu kann man eine ganz einfache Rechnung aufstellen:

45.000.000 geteilt durch 365 Tage macht 123.287. Geht man davon aus, daß Falken,  Bussade, Adler, Erdmännchen, verschiedene Reptilien etc.  nicht von einem einzigen Küken täglich satt werden können, sondern mindestens 2 brauchen, kommt man auf rund 62.000. Wer möchte zweifeln, daß es mindesten 62.000 fleischfressende Tiere in Zoos und Privatbesitz gibt?

Sylvia Urbaniak räumt in diesen schon etwas älteren Artikel auf Greifvogelhilfe.de mit so einigen Mythen und Behauptungen rund um die Kükentötung auf. Einer der wenigen Artikel, die sich einmal mit einer anderen Sichtweise beschäftigen. An alle, die das sofortige Ende des Kükentöten fordern, sei die Frage gestellt, wie die oben genannten Tiere denn zukünftig versorgt werden sollen? Wandern die Brütereien schlicht ins Ausland ab und kommen die tiefgefrorenen Eintagsküken dann von dort? Werden stattdessen dann jährlich zusätzlich 45 Millionen Küken zusätzlich ausgebrütet um sie dann ohne Geschlechtsbestimmung für Futterzwecke zu töten? Niemand hat mir bisher eine Antwort auf diese Fragen geben können oder wollen.

 

Vom leisen Sterben der Höfe….

http://m.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Landwirtschaft-Ein-Sauenhalter-aus-der-Region-Hannover-gibt-auf

Eindrucksvoll schildert Bert Strebe in diesem Artikel der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung das Aus eines Sauenbetriebes. Ein Schicksal, daß sich in den nächsten Monaten und Jahren tausendfach wiederholen wird. Auf die Gründe wird hierbei auch ausführlich eingegangen. Es bleibt auch nicht unerwähnt, daß neben den Vorschriften und Vorgaben, es die ständige öffentliche Verunglimpfung ist, die viele Bauern dazu beweg ihre Betriebe, oder zumindest die Tierhaltung aufgeben zu wollen. Ein Artikel der zum Nachdenken anregen sollte!

Filz gegen den Fortschritt

https://m.tagesspiegel.de/wissen/vom-interessenvertreter-zum-experten-genome-editing-und-die-schere-im-kopf/23161312.html

Sascha Karberg macht in diesem Artikel des Tagesspiegels eine Praxis publik, die noch weitaus stärker in Augenschein genommen werden müsste. Konkret geht es dabei um die Berufung sogenannter Experten zum Thema Gentechnik in das Bundesamt für Naturschutz. Trotz vieler hochkarätiger Wissenschaftler, die es zu diesem Thema geben würde, greift man hier lieber auf Aktivisten des Vereins Testbiotech zurück. Daß deren Geschäftsmodell darauf beruht Angst rund um das Thema zu schüren, wird einfach ignoriert und seitens des Ministeriums die Neutralität dieser gut bezahlten “Experten” nicht angezwifelt. Immerhin würden sie ja nicht mit der Gentechnik Geld verdienen, lässt das Ministerium verlautbaren. Nein, mit Gentechnik verdient Testbiotech kein Geld, sondern mit deren Dämonisierung und Verhinderung. Es ist ein handfester Skandal, daß NGO-Lobbyisten direkt zur Beratung der Regierung wichtiger Zukunftsfragen als teuer bezahlte und neutrale “Experten” herangeholt werden!

Auf zum Monopol?

https://www.welt.de/wirtschaft/article181885442/Handel-EU-Unionsabgeordnete-setzen-Edeka-und-Rewe-aufs-Spiel.html

Daß der stark konzentrierte Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland sowohl für die Landwirtschaft, als auch für viele Verarbeiter eine wirtschaftliche Belastung darstellen, ist lange bekannt. Wie man angesichts dessen zu der Idee kommt Einkaufsgemeinschaften innerhalb der EU verbieten zu wollen ist aber mehr als fragwürdig Diese Idee brachte jüngst der CSU Europaabgeordnete Albert Deß ins Europaparlament ein, wie Carsten Dierig auf der Netzseite der Welt berichtet. Damit würden unzählige eigentümergeführte Geschäfte, die in der Edeka aber auch Rewe organisiert sind, politisch platt gemacht werden. Gegen die großen Handelsketten der Albrechts, Schwarz und die Metro-Aktionäre hätten sie das Nachsehen. Eine noch stärkere Konzentration des Lebensmitteleinzelhandels wäre die Folge und gleichzeitig würde es kleinen Anbietern immer schwerer fallen in dieser genormten Welt ihre Produkte strukturiert loszuwerden. Milchautomaten, heimische Erdbeere und Honiggläser müssten sich dann andere Orte suchen.

Wenn man darauf aus dem Büro des Abgeordneten Deß hört, diese Gemeinschaften meine man ja gar nicht, klingt das so fadenscheinig wie man es sonst nur aus dem origin links-grünen Milieu gewöhnt ist, wenn es Landwirtschaft geht. Dort lautet die Standardantwort auch immer: solche Höfe, wie Deinen meinen wir ja nicht, sondern die anderen. Jene ominösen Industrielandwirtschaften und Massentierhaltung. Ab hält es sie dennoch nicht, auf einen einzudreschen….