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Wende der Agrarwende

http://www.radiobremen.de/politik/themen/agrarwende-niedersachsen120.html

Es wird immer deutlicher welches Luftschloß die so genannte Agrarwende des niedersächsischen Landwirtschaftministers Christian Meyer ist. Radio Bremen berichtet hier über einend er zahlreichen Rückumsteller, die der Biolandwirtschaft den Rücken kehren und zur guten fachlichen Praxis zurückkehren (siehe auch Einmal Öko und zurück).

Was Meyers Agrarwende im Wege liegt, ist die schlichte Realität, das trotz alljährlich genannter Zuwächse der Biomarkt ein Nischenmarkt ist, der derzeit ziemlich übersättigt zu seien scheint. Von der reinen Lebensmittelerzeugung kann kaum ein Biobetrieb leben und schon gar ncht die so gern hofierten kleinen bäuerlichen Familienbetriebe. Die durch die geringen Erträge und gesättigten Markt geringen Einkommesmöglichkeiten lassen sich nur in möglichst großen Einheiten oder durch noch mehr staatliche Transferleistungen kompensieren.

Von diesem Punkt wäre es politisch sinnvoller die Biolandwirtschaft endlich von ihrem moralischen Podest zu holen und, so wie es das Landvolk fordert, konventionelle und bio Betriebe auf Augenhöhe zu bringen. Das Christian Meyer das selbstverständlich in seinem Interview anders sieht, verwundert dabei kaum.

Krank ohne Glyphosat

Wer die Zeitung aufschlägt oder einen Blick in die sozialen Medien wagt, kommt derzeit an einem Thema kaum herum: Glyphosat. Ein Totalherbizid, daß weltweit das meistgenutzte Pflanzenschutzmittel sein soll und das sich in den vergangenen 40 Jahren zu einem unverzichtbaren Helfer in der Landwirtschaft entwickelt hat. Doch woher der neue Hype? Der Beginn dieser Diskussion lässt sich ziemlich genau datieren: im März diesen Jahres wurde von der Weltgesundheitsorganisation ein neuer Bericht über sichere und mögliche Krebsgefahren bestimmter Stoffe veröffentlicht, die so genannten IARC (International Agency for Research on Cancer) Klassifizierungen. Es ist ein Vorgang der sich alle paar Jahre wiederholt und an sich keine große Aufmerksamkeit erfährt, stellt er doch viele Dinge als hochgradig krebsgefährdent dar, die für uns Alltag sind und die wir niemal mit einer akuten Krebsgefahr in Verbindung bringen würden. So finden sich in der ersten Klasse (definitv krebserregender Stoffe) unter anderem alkoholische Getränke, Sonnenlicht, Sandstaub, Holz- und Lederstaub. Danach folgen die eventuell krebserregenden Stoffe der Klasse 2A, daß heißt nach dem Prinzip des IARC Stoffe, bei denen bisher keine Krebsgefährdung nachgewiesen werden konnte, bei denen es aber auch nicht völlig auszuschließen ist. Zu Ihnen zählen beispielsweise Matetee, Friseurhandwerk, Schichtarbeit und seit neusten eben Glyphosat.

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Widersprüche in sich selber und ohne Ende…

http://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/gruene-ruehren-gutes-essen-in-mv-an-2213799103.html

Am Wochenende fand in Parchim der Landesparteitag der Grünen Mecklenburg-Vorpommern statt. Wie der Nordkurier berichtet, war auch hier Landwirtschaft und Ernährung das Topthema. Liest man sich den Bericht mit den Positionen und Äußerungen des Wochenendes durch, so wird das Bild der Grünen Agrarwende immer abstruser. Ergebniss der Agrarwende soll eine umweltverträgliche, artgerechte und nachhaltige Landwirtschaft sein, die natürlich nur auf ökologischer Basis funktionieren könne. Sie sei, laut der Grünen, die einzige Quelle für „gutes Essen“, was immer das auch heißen soll. Quasi um ein Beispiel zu liefern, posiert Landesvorsitzende Claudia Müller für die Presse mit einem hochglanzpolierten Apfel, der sofern er denn tatsächlich ökologisch angebaut wurde, nur mithilfe giftiger Kupferpräparate so schön strahlen kann. Authentischer wäre es gewesen, würde sie  in einen unförmigen und  Schorf überzogenen Apfel beissen. Nur wie ließe sich dann “gutes Essen” erklären?

Eines der Probleme der Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns sahen die Grünen in der ihrer Meinung nach zu geringen Wertschöpfung des Bundeslandes und führten dabei Niedersachsen als Gegenbeispiel an. In ihrer Welt ist die geringe Obst- und Gemüseanbaufläche die Ursache dafür. Dass diese in den nächsten Jahren spürbar zurückgehen wird, nicht zuletzt des Mindestlohns wegen, den vor allem auch die Grünen immer gefordert und propagiert haben, wird dabei natürlich verschwiegen. Die unterschiedliche Wertschöpfung der beiden Bundesländer, ließe sich vielleicht auch anhand des Veredelungssektors erklären, nur da dieser zu dem Feindbild Nummer eins der Grünen gehört, wurde dieser Aspekt komplett ausgeblendet.

Jedem sollte nach diesem Parteitag klar werden, daß die grüne Agrarwende weder einen Plan noch ein Ziel hat. Es ist ein pseudoelitäres Selbstverwirklichungsspektakel einer Partei der die Themen ausgegangen sind und die in dem immer uniformer werdenden Parteienspektrum der Bundesrepublik mittelfristig um ihre Existenz bangen muss. Über andere Parteien sagen die Grünen gerne, dass sie populistisch sein und mit der Angst der Menschen spielen würden. Würden dazu auch noch Minderheiten diskriminiert, so würde man dem Boden unserer demokratischen Grundordnung verlassen. Hierbei könnte sich Bündnis 90 die Grünen getrost an die eigene Nase fassen, denn die Schlagworte industrielle Massentierhaltung, Nitratsbelastungen, Überdüngung, Antibiotika Resistenzen usw. sind Angst Begriffe, die sich in den seltensten Fällen mit irgendwelchen Fakten belegen lassen. Stattdessen müssen wir uns als Landwirte, wenn wir versuchen diese Gespenster in einer sachlichen Diskussion zu entzaubern ständig als profitgierige Tierquäler und Brunnenvergifteter stigmatisieren lassen!

Entzauberung der Bio-Tiere

https://www.taz.de/Standpunkt-Bio-Skandale/!150536/

Ausgerechnet die grüne TAZ spricht in diesem Artikel die lange Zeit todgeschwiegenden miserabelen Zustände in der Bio-Nutztierhaltung an. Würde man das dortige Zitat Prof. Sundrums ernst nehmen, daß sich die Tiergesundheit im Ökostall nicht wesentlich von der im konventionellen unterscheiden würde, könnte man denken, daß doch alles im Lot sei (siehe dazu auch:Leiden für den Lifestyle). Für den Autor des Artikels ist es leider immer noch ein unumstößliches Dogma, daß es Tieren in konventioneller Haltung schlecht gehen würde, wobei er selber den Zusammenhang zwischen Tierwohl und wirtschaftlichen Erfolg richtig anführt. Dennoch lässt es hoffen, wenn das blinde Beweihräuchern der Biobranche hier nicht weitergeführt wird!

Einmal öko und zurück

http://www.brandeins.de/archiv/2013/zeitgeist/einmal-oeko-und-zurueck/

Es ist nicht der erste Beitrag, der einen Strich durch die biobäuerliche Idylle zieht, indem er die Rückumstellung vieler, vor allem “kleinerer” Betriebe, zum konventionellen Anbau thematisiert. Dennoch ist dieser Beitrag  des Wirtschaftsmagazin Brandeins aus dem vergangenen Dezember ein besonders anschaulicher, der besonders auf Grund seines Sprachstils ein nachvollziehbares Verständnis für die Zusammenhänge und Gründe schafft, obwohl der überzeugte Grundton des Autors, Bio wäre für die Umwelt und dem Menschen dennoch besser, kaum zu überlesen ist.
Interessant ist hierbei auch zu sehen, wie sich langjähriger Bioanbau auf die Ertragsfähigkeit ausgewirkt. Während der statistische Durchschnitt der Biolandwirtschaft 50 % geringere Erträge attestiert, konnten hier in  der ersten Ernte nach Umstellung dreineinhalb!!! mal mehr eingefahren werden! Dies passt zu Untersuchungen, die dieser Wirtschaftsform einen schleichenden Raubbau an den Nährstoffvorräten des Bodens attestieren. Nur weil unseren Böden in den vergangenen rund einhundert Jahren weitestgehend auf ein gesundes Niveau aufgedüngt wurden, ist Biolandwirtschaft überhaupt für ein paar Jahre möglich! Ebenso nüchtern wird auch gezeigt, daß es sich bei der Mehrzahl der Biobetriebe nicht um Überzeugungstäter handelt, sondern daß, angelockt von den hohen Fördersummen, rein ökonomische Überlegungen zu der Entscheidung führten.

Bio vs. konventionell

2014_07_27 Bio vs konventionell

Eigentlich möchte ich ja nicht zwischen den Landwirten polarisieren, dennoch gibt es ein paar Themen, welche durchaus diskutiert werden müssen. Die staatlich hochgradig subventionierte und protektionierte Biowirtschaft gehört zweifelsohne dazu. Mir geht es dabei garnicht darum, diese Wirtschaftsform als absoluten Nonsens darzustellen, als vielmehr zu zeigen, was passiert wenn der Staat sich in die Wirtschaft einmischt. Bei Biobetrieben kommt es, so wie überall, auf den Betriebsleiter an. Diejenigen, die diese Wirtschaftsart aus Überzeugung gewählt haben, können ihre Betriebe in der Regel stolz präsentieren. Viele Biobetriebe können dies aber nicht, wie das obige Bild eindrucksvoll zeigt. Um Fragen schoneinmal vorzubeugen, die Bilder stammen von den selben Standorten, sowohl beim Mais als auch bei den Kartoffeln lagen die Schläge rechts und links einer Straße!

Warum der Staat in Zeiten knapper Kassen und weltweit knapper Lebensmittelreserven Unsummen für die Befriedigung des Lifestyles einer verschwindend geringen Minderheit (Marktanteil Bioprodukte circa 5 %) ausgibt, erschließt sich mir persönlich nicht. Das was auf diesen relativ hochproduktiven Flächen nicht geerntet wird, fehlt Menschen an anderen Orten, die unsere Wohlstandsdiskussion um eine Extensivierung der Landwirtschaft nicht im geringsten verstehen würden. Der ethische Aspekt der massiven Bioförderung wird leider in der Diskussion fast vollständig ausgeblendet.

So lange mit Dreck und toten Ferkeln werfen bis was hängen bleibt…

http://www.taz.de/Skandal-um-Toetung-von-Ferkeln/!142259/

So in etwa lässt sich die Taktik der selbsternannter Tierschutzorganisationen unter Mithilfe der TAZ beschreiben. Es gab schon länger keinen Agrar- und Lebensmittelskandal mehr, bzw. passte er, da es um Bioprodukte ging, nicht in das realitätskorrekte Bild. Seit in diesem Frühjahr ein illegal gedrehtes Video aufgetaucht war, das zeigte wie ein Ferkel, das wahrscheinlich nicht lebensfähig war, erschlagen wurde, kursiert daher nun die Mär des “überzähligen Ferkel”.

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Verständnis für hornlose Kühe

http://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Warum-gibt-es-eigentlich-keine-Kuehe-mit-Hoernern-mehr-id30534132.html

Die Augsburger Allgemeine geht in diesem Artikel der Frage nach, warum es kaum noch Kühe mit Hörner in Bayern gibt und kommt dabei auf die simple Antwort, daß es für Mensch und Tier deutlich sicherer ist. Gleichzeitig werden aber auch Hornbefürworter zu  Wort gelassen, die als Hauptgrund anführen, die Milch von behornten Kühen sei verträglicher, bis zu 150 % geringeres Allergierrisko hätte diese. Wer auch nur ein paar Grundzüge von Prozentrechnung versteht, erkennt sofort, daß diese auf “Hornmilch” spezialisierte Molkerei nach eigenen Aussagen offenbar ein schlagkräftiges Medikament abfüllt, mit dem sich Allergien rückgängig machen und heilen lassen. Bleibt die Frage, ob sie ihre Milch dementsprechend auch als Medikament zugelassen haben, denn ansonsten dürften sie sie mit diesen Vorraussetzungen gar nicht verkaufen. Man sollte besser vorsichtig sein, wenn man die Wunderwirkungen der eigenen Wohlfühlprodukte anpreist!

Über die Sehnsucht nach früher

http://diepresse.com/home/leben/ausgehen/3833420/Warum-wir-die-Landwirtschaft-romantisieren?from=suche.intern.portal

Warum sich gerade heutzutage so viele Menschen nach einer Landwirtschaft wie vor 50 oder gar 100 Jahren sehnen, damit beschäftigt sich Karin Schuh in diesem Artikel aus Die Presse. Leider wird dabei zwar das Problem treffend gezeigt, aber dennoch wird um die Ursachen und mögliche Lösungen nur rumlaviert.

Rezension: Die Zukunft pflanzen

Am ersten Juli lief auf Arte die Dokumentation “Die Zukunft pflanzen” von Marie-Monique Robin, welche diesen Film auf Grund der Diskussionen um ihr letztes Werk “Unser täglich Gift” machte.  Was dabei rauskam ist jedoch nicht wirklich erhellend. Zusammengefasst werden die Gründe für schlechte Ernten und Hunger korrekt erfasst: mangelnde Bildung und die nicht nur daraus resultierende Misswirtschaft. Trotzdessen die richtigen Ursachen erfasst wurden, war die Herangehensweise an diese Probleme nur halbherzig, weil der Film nur einen Zweck verfolgte: Darzustellen daß jemand die keine Ahnung hat was er tut mit Dünger und Pflanzenschutz weniger erntet, als es jemand zu tun vermag, der die biologischen Zusammenhänge verstanden hat und diese bestmöglich auszunutzen versteht.

Vielmehr wurde die Schlußfolgerung gezogen, Dünger und Pflanzenschutz würden die Fortentwicklung der Landwirtschaft eher behindern als fördern und Landwirte die diese Methoden zu nutzen wissen, seien in wirklich kein nur zu dumm und würden daher allein auf die Parolen der Agrochemieindustrie hören. Mit etwas weniger ideologischen Scheuklappen hätte Robin einen hervorragenden Film über Bildung und Bekämpfung von Misswirtschaft als Weichensteller einer zukunftsfähigen Landwirtschaft machen können. Sie hätte riesige Flächen in Australien zeigen können,  auf denen schon vor RoundUp-ready mehr als ein halbes Dutzend Herbizidresistenzen vorkommen und zudem stark degeneriert sind. Sie hätte die zentraleuropäische, insbesondere die deutsche Landwirtschaft zeigen können, die dank Dünger und Pflanzenschutz binnen 150 Jahren aus solch degradierten Böden wieder hochfruchtbare Äcker gemacht hat. Sie hätte neben den Projekten in Afrika solche in Pakistan und Indien zeigen können, wo durch massive Bildungskampagnen der Vereinten Nationen, bzw. der indischen Regierung den Landwirten die Grundlagen der Anwendung von Dünger, Pflanzenschutz und Gentechnik beigebracht wurde und die es damit aus der großflächigen Armut geschafft haben.

Nur wurde genau das nicht gezeigt, sondern leider ein Film geschaffen, der zwar das richtige zeigt aber falsche will. Wie Prof. Foley bereits in der National Geographic (Wie werden alle satt?) schrieb, werde wir alle Methoden brauchen, die in der Lage sind Erträge zu stabilisieren und zu steigern, wenn wir bald mehr als neun Milliarden Erdenbürger menschenwürdig ernähren wollen.